In Wittichenau feiert die Erzbruderschaft des Heiligen Rosenkranzes ihr 350jähriges Jubiläum. Im Oktober widmet sich die Kirche in besonderer Weise dem Rosenkranz.
Feierlich wurde das Jubiläum am Rosenkranzsonntag, 2. Oktober, begangen. Dompropst Dr. Alfred Hoffmann kam in Vertretung für den Bischof, der leider verhindert war, nach Wittichenau. Für Bischof Wolfgang Ipolt ist das Bestehen der Erzbruderschaft eine große Freude, die mit dem Auftrag verbunden ist, dass das Rosenkranzgebet wieder im Bistum Görlitz neu wiederentdeckt wird. In seinem Grußwort bestärkt er die Beter und bittet sie, für das Bistum zu beten.
Im Rahmen einer Wallfahrt wurde am Vormittag eine feierliche heilige Messe zelebriert und am Nachmittag schmückte eine Prozession die Ortschaft.
Ein ausführlicher Bericht von Rafael Ledschbor:
In Wittichenau 350jähriges Bestehen der Erzbruderschaft des Heiligen Rosenkranzes gefeiert – Ausstellung den ganzen Oktober zugänglich
„Wenn Kopf und Herz Zusammengehen, dann entsteht eine Kraft, die auf andere übergeht, die andere ansteckt. So ist es offensichtlich in Wittichenau seit 350 Jahren in der Erzbruderschaft gewesen“, sagte Dompropst Dr. Alfred Hoffmann in seiner Predigt am Rosenkranzsonntag, 2. Oktober, in der Wittichenauer Pfarrkirche. Er vertrat zum runden Jubiläum der Erzbruderschaft des Heiligen Rosenkranzes Bischof Wolfgang Ipolt. Dieser hat der Bruderschaft ein Grußwort geschickt. Am Vorabend hatte Gemeindepfarrer Dr. Wolfgang Křesák in der Pfarrkirche eine Ausstellung zum Jubiläum eröffnet. Dabei wird unter anderem ein Rosenkranz aus China gezeiht, der einen Bezug zu Wittichenau hat.
Der Dompropst fügte hinzu: „Es ist zu wünschen, dass dieser lebendige Geist an die nächste Generation weitergegeben wird.“ Erfreut stellte er fest: „Inzwischen ist aus den tief gewachsenen Wurzeln seit 2011 ein neuer Zweig am Baum entstanden: der Lebendige Rosenkranz.“ Weiter führte er aus: „Die Pandemie hat uns spüren lassen, dass der reale Kontakt nicht durch digitale Kommunikation ersetzt werden kann.“ Das sieht er auch für das Gebet so: „Im Gebet erfrischen wir die Beziehung zwischen Gott und Mensch, zwischen Christus und seiner Kirche. Hier ist jeder Einzelne aus Fleisch und Blut gefragt. Das geht nicht digital.“ Gleichzeitig erinnerte er daran, dass auch „Christus real Mensch aus Fleisch und Blut geworden ist“. Dompropst Dr. Hoffmann ermutigte die Anwesenden sowohl in der sorbischen als auch in der deutschen heiligen Messe sich bewusst zu machen, dass niemand, der betet, allein sei: „Wenn ich beim Rosenkranzgebet die Perlen durch die Finger gleiten lasse und die Geheimnisse des Glaubens meditiere, dann begebe ich mich in den Strom des weltweiten Gebets von Menschen fast aller Sprachen und Völker.“
Zur sorbischen Messe kamen Gläubige aus der benachbarten Pfarrei Ralbitz zu Fuß nach Wittichenau, um den Rosenkranzablass zu gewinnen. Sie starteten bereits 5.30 Uhr. In den rund zwei Stunden, die sie auf einer Strecke unterwegs waren, beteten sie den gesamten Psalter – sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg. In der Prozession mit einhundert Pilgern trugen sechs Druschki in ihrer besonderen Tracht eine Muttergottesfigur. Den sorbischen Gottesdienst umrahmte der Chor des Vereins Bratrowstwo aus Wittichenau.
In der Erzbruderschaft vom Hl. Rosenkranz ist es üblich, sich einen Patron, möglichst einen Apostel, zu erwählen, erinnerte der Prediger. Er fügte hinzu, dass so die Erinnerung an die Apostel das Bewusstsein stärkt, „dass wir starke Wurzeln haben, die uns über viele Generationen seit zwei Jahrtausenden direkt mit Jesus verbinden“.
Weiter führte er aus, dass der Rosenkranz mit Leib und Seele gebetet werde: „Hand, Mund, Herz und Geist machen sich auf den Weg und treffen auf Christus und Maria.“ Zu aktuellen „zunehmender Ängste, Spannungen, Krisen und Kriegen“ verwies er auf den heiligen Paulus, der bereits vor 2.000 Jahren dazu aufgerufen hatte, das Böse nicht nur zu verabscheuen, sondern die eigenen Verfolger sogar zu segnen
Als einen notwendigen und segensreichen Dienst für die ganze Welt, sieht Dompropst Dr. Hoffmann, das göttliche Licht in die Dunkelheiten hineinleuchten zu lassen. Dabei bezog er sich auf die Aussage von Papst Johannes XXIII., dass er die 15 Geheimnisse des Rosenkranzes 15 Fenster seien, durch die er im Licht des Herrn die Welt betrachte. Und er erinnerte daran, dass Papst Johannes Paul II. mit dem Lichtreichen Rosenkranz weitere fünf Fenster hinzugefügt habe.
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt dankt in seiner Botschaft allen, die der Erzbruderschaft vom Heiligen Rosenkranz angehören, für deren Gebet und Treue. Er erinnert daran, dass der Rosenkranz ist ein Christusgebet sein, in dem „von seiner Empfängnis im Schoß Mariens bis hin zu seiner österlichen Verherrlichung“ das Leben des Herrn betrachtet werde. Er ermutigt: „Wer den Rosenkranz betet, wird ganz hineingenommen in das Leben des Herrn und immer mehr davon geformt.“ Aber er stellt auch fest: „Wir leben in einer Zeit, in der vielen das Beten schwerfällt, und erst recht das gemeinsame Gebet.“ Er bittet die Mitglieder, dass sie ihrem Vorsatz treu zu bleiben und die Erzbruderschaft weiter mit Leben zu erfüllen. Und ganz persönlich wird er, in dem er schreibt: „Ich vertraue Ihrem Gebet besonders unser Bistum und auch meinen bischöflichen Dienst an.“ Er ermuntert die Mitglieder der Erzbruderschaft: „Auch wenn Sie den Rosenkranz allein beten, erfüllen Sie damit einen Dienst für die ganze Kirche, wenn Sie all diese Anliegen mit Maria vor den Herrn tragen.“
Wie in Wittichenau am Rosenkranzsonntag üblich, feierten die Gläubigen am Nachmittag eine Andacht, diesmal nicht nur mit den Geistlichen der Stadt, sondern auch mit Dompropst Dr. Hoffmann. In einer Prozession zogen sie durch ihre Stadt. Auch in dieser trugen Druschki eine Muttergottesstatue.
„Perle für Perle meditieren – der Rosenkranz“ heißt die Ausstellung in der Wittichenauer Pfarrkirche, die bis Ende Oktober zugänglich bleibt. Pfarrer Dr. Křesák verwies bei der Eröffnung am Sonnabend, 1. Oktober, auf die bunte Zusammenstellung. Neben einer Kopie der Stiftungsurkunde aus Rom sind mehrere persönliche Berichte im Zusammenhang mit diesem Gebet veröffentlicht. Zu sehen sind auf Plexiglas gemalte Bilder betender Menschen der Künstlerin Sylvia Vandermeer, die sonst in Bautzener Dom stehen. Ausgestellt sind auch alte Bücher der Rosenkranzbruderschaft. Das aktuelle liegt aus, damit sich neue Personen in die derzeit rund 125 Mitglieder zählende Erzbruderschaft eintragen können. Unter den Rosenkränze aus verschiedenen Materialien, sogar aus Wassernüssen, sind auch so große, die man sie nicht einfach zischen den Fingern gleiten lassen kann. „Das sind Leihgaben von verschiedenen Familien“, erläutert Pfarrer Dr. Křesák. Ganz stolz zeigt er aber auf einen ziemlich kleinen: „Das ist unser jüngster Rosenkranz. Den hat Schwester Elisabeth Renner aus China mitgebracht. Die Oblatin stammt aus Wittichenau. Während eines Praktikums in China kümmerte sie sich mit den Oblatinnen um verstoßene Frauen. Um ihre Lebensexistenz zu sichern, stellen sie solche Rosenkränze her und verkaufen sie.“
Auf den Rollups sind Bilder zum Rosenkranz von Filomena Höh, einer armenischen Künstlerin und Christin zu sehen. Ausgestellt sind aber auch schintoistische und buddhistische Gebetsschnüre genauso wie kleine Kärtchen mit dem Rosenkranz in sorbischer Sprache für Autofahrer.
Text und Fotos: Rafael Ledschbor / Fotos der Nachmittagsandacht: Astrid Homola-Domaschke
(Fotos Nachmittag: Astrid Homola-Domaschke)
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