31. Mai 2015

Kapellknaben singen in der – und für die – Kathedrale St. Jakobus in Görlitz

Durch zwei Seitentüren der Kathedrale St. Jakobus ist am Nachmittag des 30. Mai kein Durchgang zum Konzert der Dresdner Kapellknaben möglich. Die Türöffnungen sind mit Brettern vernagelt – neue Türen werden in den nächsten Tagen eingebaut. Am Hauptportal schieben sich kurz vor 17 Uhr noch einige Konzertbesucher an den wartenden Kapellknaben vorbei in das fast volle Gotteshaus. Auf ein Zeichen des Chorleiters Kirchenmusikdirektor Matthias Liebich beginnt der Einzug des Chores. Worte sind dabei nicht nötig; diszipliniert und nach einstudiertem System nimmt der Chor auf den Altarstufen Aufstellung. Generalvikar Dr. Alfred Hoffmann geht zur Kanzel und sagt:

„Mit großer Freude darf ich die Dresdner Kapellknaben mit Ihrem Chorleiter, Kirchenmusikdirektor Matthias Liebich, und dem Internatsleiter Michael Hirschmann hier in der Kathedrale St. Jakobus zu Görlitz begrüßen. Der Chor kann auf eine über 300jährige Tradition zurückblicken und hat in seinem Repertoire geistliche Musik aller Epochen. Ein besonderer Dank gilt Herrn Stephan Zimmer, dem Vertreter der Stiftung „Musica sacra saxoniae“, für die finanzielle Unterstützung dieser musikalischen geistlichen Stunde. Zum Lobe Gottes, zur Freude der Menschen und zugleich als Benefizkonzert für die dringende Sanierung unserer Kathedrale werden junge Stimmen erklingen“. Der Generalvikar begrüßt weiterhin Diözesanmusikdirektor Thomas Seyda, der auf der Empore an der Orgel sitzt und darauf wartet, dass er die Königin der Instrumente zum Klingen bringen kann.

Neben Bischof Wolfgang Ipolt sind einige der 60 Ehepaare vom Klemens Neumann-Heim rüber zum Konzert gekommen, die in diesem Jahr ihre Silberne, Goldene, Diamantene oder Eiserne Hochzeit feiern. Der Bischof hatte mit ihnen am frühen Nachmittag Eucharistie gefeiert; eher als in den Jahren zuvor – des Konzertes wegen.

„Möge die Musik Ihnen allen Freude fürs Herz schenken“, sagt der Generalvikar, bevor die Kapellknaben, sie sind im Alter zwischen 10 und 19 Jahren, mit dem vierstimmigen „Benedicta sit sancta Trinitas“ von Heinrich Isaac das Konzert beginnen. Nach einigen Musikstücken braust die Orgel auf, danach singt wieder der Chor, bis zu achtstimmig. Nach fast 90 Minuten, lang anhaltendem Beifall und einer Zugabe ist das Konzert zu Ende. Unter den Konzertbesuchern ist Diakon Bernd Schmuck. Der Familienvater ist Klinikseelsorger im Malteserkrankenhaus St. Carolus in Görlitz – und Leiter des von ihm vor Jahren gegründeten Chores „avvivando“. Den begleitet er zumeist auf dem Elektro-Klavier. Sein Können verdankt er seiner Zeit als Kapellknabe in Dresden, der fundierten Ausbildung. Damit ist er nicht allein. Ein weiterer ehemaliger Kapellknabe lebt in Görlitz: Dr. Johannes Letzel. Er nutzt, ebenso wie Bernd Schmuck, sein Wissen und Können aus dieser Zeit, um es innerhalb der Kirchen zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen einzusetzen.  Solches zu fördern, damit weiterhin gut ausgebildete Stimmen das Lob Gottes verkünden, hat Stephan Zimmer vor etwa fünf Jahren die „musica sacra saxoniae“ gegründet. „Görlitzer sind bei den Kapellknaben sehr willkommen“, sagt er. Er möchte „Eltern ansprechen, die Musik- noch besser sangesbegeisterten Sohn haben, den sie bei uns vorstellen. Wir freuen uns über Gäste. Katholisch zu sein ist nicht Bedingung – wir sind überkonfessionell. Auch konfessionslose Jungen können bei uns singen. Leser der Sächsischen Zeitung konnten dies am 3. Juni in der Görlitz-Ausgabe lesen – und vielleicht findet sich unter ihnen Eltern oder Großeltern, denen die „gute Stimme“ ihres Kindes oder Enkels aufgefallen ist? Wir freuen uns auf sie – und auf Gäste aus dem näheren polnischen Umkreis“. sagt Stephan Zimmer und versichert: „Die Jungen, die bei den Kapellknaben waren, haben alle eine gute Entwicklung genommen. Es ist eine ganzheitliche Entwicklung und bei uns können sie sicher sein, in guten Händen zu sein“, sagt Zimmer, der wissen lässt, dass die Jungen am liebsten Fußball spielen.

Interessierte Eltern können sich direkt an die Stiftung wenden oder an das Kapellknabeninstitut.

Die „musica sacra saxoniae“ ist für die katholische Kirchenmusik in den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz gegründet und will bistumsübergreifend engagiert sein. „Die Kirchenmusik ist etwas Wunderbares – und konfessionsübergreifend. Gemeinsam mit den Thomanern werden wir im nächsten Jahr beim 100. Deutschen Katholikentag auftreten“, informiert Stephan Zimmer und: „Wir wollen die Zusammenarbeit mit dem Bistum Görlitz und darüber hinaus zu den Bistümern Liegnitz und Breslau intensivieren. Daran arbeiten wir“. Seit Jahren ist ein Konzert in der Kathedrale St. Jakobus zwischen Zimmer und Generalvikar Hoffmann vereinbart worden, möglicherweise sollte ein gemeinsamer Gottesdienst gestalten werden. „Dann wurde lange umgebaut, es war kalt in der Kirche und jetzt haben wir es endlich geschafft“, sagt Stephan Zimmer. In Zukunft wolle man die Kontakte nach Breslau intensivieren „Görlitz liegt auf dem Weg dorthin. Und vielleicht schaffen wir es mal, mit beiden Bischöfen hier ein Pontifikalamt zu gestalten“, sagt Stephan Zimmer und meint neben den Bischöfen Wolfgang Ipolt und Heiner Koch auch polnische Bischöfe, die er gern dabei hätte.

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