Prälat Peter Canisius Birkner feiert am 26. Dezember sein Diamantenes Priesterjubiläum. Von 1981 bis 1995 war er Generalvikar. Ihm ist es mit zu verdanken, dass Görlitz seit fast 30 Jahren ein Bistum ist.
Liebe Schwestern und Brüder aus Nah und Fern,
sehr verehrter, lieber Herr Prälat Birkner, lieber Mitbruder Peter!
Es liegt nahe, bei Deinem diamantenen Priesterjubiläum genau auf das Datum Deiner Priesterweihe am 22. Dezember in Neuzelle zu schauen und es in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Wenige Wochen vor Deiner Priesterweihe – am 11. Oktober 1962 – begann das Zweite Vatikanische Konzil. Somit hast Du Deinen priesterlichen Dienst begonnen, als die Kirche sich auf einen Weg tiefgründiger Erneuerung machte. Wie viele Veränderungen dieses Konzil uns allen geschenkt hat, kannst Du darum am besten einschätzen. Es ist und bleibt das größte kirchengeschichtliche Ereignis des 20. Jahrhunderts. Die 60 Jahre des priesterlichen Wirkens von Prälat Birkner sind darum ganz von diesem Konzil und seinen Anregungen für die Kirche geprägt.
Dazu kommen natürlich die politischen Veränderungen, die in diese 60 Jahre fallen – bereits über die Hälfte (32 Jahre) bist Du nun schon im vereinigten Deutschland als Priester tätig und hast die politische Wende als Generalvikar miterlebt und mitgestaltet.
Als Du mich um die Predigt gebeten hast, lag es für mich sofort nahe, an Deinem Jubiläumstag einmal auf die Impulse des Konzils zu schauen, die insbesondere unseren priesterlichen Dienst betreffen. Ich meine, sie können auch heute noch geistliche Anregung und Stärkung sein – und das gerade in einer Zeit, in der die Frage nach der Bedeutung des Priesters und der sakramentalen Struktur unserer Kirche neu gestellt wird. Ein Priesterjubiläum ist ja nicht nur ein Fest für den Jubilar, sondern ebenso eine Gelegenheit für das Gottesvolk diesen Dienst in einem neuen Licht zu sehen.
Ich nehme dazu einige Sätze aus dem Dekret über Dienst und Leben der Priester (Presbyterorum ordinis) zu Hilfe, das erst am vorletzten Tag des Konzils, am 07.12.1965, verabschiedet wurde.
Durch die Priesterweihe ist uns aufgetragen, den Menschen zu helfen, dass sie diese wichtige Frage immer wieder stellen: Die Frage danach, was Gott von ihnen will. Das schließt ein, dass wir Gottes Gegenwart immer wach halten, nicht nur in den Gottesdiensten, sondern auch in unseren Gesprächen und anderen Begegnungen mit den Menschen. Nie dürfen wir die Menschen an uns binden – sie sollen und dürfen durch unseren Dienst den großen Gott und seinen Anspruch aufmerksamer hören. Wir danken Dir heute für diesen Dienst, den Du ganz sicher vielen Menschen geschenkt hast – im persönlichen Gespräch, bei der Spendung des Bußsakramentes, aber auch in den Sitzungen des Ordinariates und den wichtigen Entscheidungen des Bistums, wo es um unser aller Berufung als Ortskirche für diesen Landstrich Deutschlands ging.
Die Hl. Messe ist viel mehr als eine religiöse Veranstaltung, sie ist mehr als ein Ritus, den man formal mitmachen kann. Die Hl. Messe hat es immer mit dem Leben all derer zu tun, die daran teilnehmen. Es geht um die Übereignung, um die Hingabe unseres Lebens an Gott – so wie Christus sein Leben am Kreuz dem Vater übergeben hat. Das bewirkt zugleich die eigentliche Wandlung – die Wandlung unseres Lebens. Wir werden durch die Eucharistie tiefer Christen. Wir danken heute unserem Jubilar, dass er uns und viele Menschen in diesen 60 Jahren immer wieder zu dieser Feier eingeladen hat und damit die Lebenshingabe so vieler Schwestern und Brüder durch seinen Dienst ermöglicht hat. Dasselbe gilt ja auch für uns Priester, dass wir diese Hingabe des eigenen Lebens immer wieder mit und in der Feier der Eucharistie einüben und vertiefen.
Das biblische Bild vom guten Hirten, das Jesus so oft gebraucht, steht für den Leitungsdienst, der dem Priester aufgetragen ist. Ein großer Teil des priesterlichen Lebens unseres Jubilars bestand im Leitungsdienst in unserem Bistum. Mit Dir, lieber Peter, danken wir und das ganze Bistum heute dafür, dass Du diesen Dienst der Leitung auf verschiedenen Ebenen angenommen und wahrgenommen hast. Immer ging es ja dabei um die Bildung und Stärkung der jeweiligen christlichen Gemeinschaft – in diesem Fall unseres Bistums. Papst Franziskus hat diese Aufgabe des Hirtendienstes einmal so beschrieben: Der Hirte muss manchmal vorangehen und den Weg weisen, manchmal muss er mitten in der Herde sein und den Geruch der Schafe annehmen und gelegentlich muss er auch hinterher gehen und den Schwachen aufhelfen und sie sammeln (vgl. EG 31). Immer geht es allein darum, den einzigen guten Hirten – Christus – präsent zu machen und für ihn ein überzeugender Vertreter zu sein.
Liebe Schwestern und Brüder,
dass wir das diamantene Priesterjubiläum von Prälat Birkner heute am Fest des hl. Stephanus nur wenige Tage nach dem eigentlichen Weihetag nachfeiern, ist eine schöne Fügung. Dieser Stephanus, der eine bedeutende Person der Jerusalemer Urgemeinde war, sagt in dem Augenblick als er in höchster Lebensgefahr ist: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“ (Apg 7, 56). Das ist der Dienst der Kirche – und insbesondere aller, die einen Dienst in ihr ausüben – der Welt zu sagen und zeigen, dass der Himmel immer offen ist und dass das Leben in dieser Welt immer zu wenig ist für die große Sehnsucht, die Gott in jedes Menschenherz gelegt hat.
Dafür hat unser Jubilar 60 Jahre seines Lebens eingesetzt. Mit ihm dürfen wir dem Himmel heute dafür danken. Amen.
Die Predigt von Bischof Wolfgang Ipolt zum herunterladen
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