„Leider habe ich kein Schwert, aber eine Schere tut es bestimmt auch“, sagt Tim. Er will seinen Anorak zerschneiden. Lena findet das unangemessen, widerspricht: „Spinnst du?“ Der Junge war durch die Geschichte vom heiligen Martin, die er einen Tag zuvor im Morgenkreis gehört hat, angeregt worden, es ihm gleich zu tun. Dass er damit nur Schaden anrichtet und niemandem hilft, das erfuhren die Gottesdienstteilnehmer am heutigen Vormittag in der Görlitzer Kathedrale. Gestaltet wurde er von Kindern der Kindertagesstätte St. Jakobus. Drei Hortkinder spielten das Stück: „Tim und der halbe Mantel“. Im Evangelium zuvor ging es um die Geschichte der armen Witwe, von der Jesus den Menschen erzählte. Die Frau, die kaum das Nötigste zum Leben hatte, gab ihre letzten beiden Münzen in den Opferkasten und damit alles, was sie hatte. Andere gaben nur von ihrem Überfluss.
Franziskanerpater Lazarus Zukowski, der die Heilige Messe feierte, sagte nach dem Anspiel der Kinder in der Predigt: „Wir feiern dieses Fest, um uns immer wieder neu zu erinnern, was der heilige Martin gemacht hat: Teilen!“ Er gab den kleinen und großen Christen in der Kathedrale mit auf den Weg: „Wir sind berufen, unser Herz zu teilen!“
Kinder brachten danach Gegenstände nach vorn und legten sie vor der Skulptur des heiligen Martin mit dem Bettler ab, die symbolisch für das Teilen stehen: einen Korb mit Wäsche, Wolldecke, Kreuz und eine Laterne. Tim hatte die Schere zu dieser Zeit längst wieder im Schubkasten untergebracht. Der Anorak blieb heil. Und er weiß nun: „Teilen heißt, dass jeder gibt, so viel er kann“. Die Geschichte ist beim Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ nachzulesen.
An den Gottesdienst schloss sich der Martinsumzug um die Kathedrale an. Am Ende wurden Martinshörnchen verteilt und – geteilt.
Zurück