20. Mai 2022

„Wieder spüren, was Christen im Tiefsten erfreut, ermutigt, stärkt und verbindet“ – Pastoraltag des Bistums Görlitz

„Wieder spüren, was Christen im Tiefsten erfreut, ermutigt, stärkt und verbindet“

Am Pastoraltag des Bistums Görlitz lud der Theologe Hubert Lenz dazu sein, den Glauben zu vertiefen. Den symbolischen Emmausweg gingen 120 Vertreter aus allen Regionen mit.

Von Ines Eifler

Zum zweiten Mal in seiner Geschichte hat das Bistum Görlitz zu einem Pastoraltag eingeladen. Etwa 120 Menschen kamen dafür am 14. Mai in der Kathedrale St. Jakobus zusammen: Priester und Vertreter aus den meisten Pfarreien, Ordinariatsmitarbeiter, Diakone, zahlreiche Vertreter diözesaner Einrichtungen, Verbände, Vereinigungen und Stiftungen sowie Mitglieder des Diözesanrats. Ging es beim ersten Pastoraltag im Jahr 2014 darum, auf die seit der Gründung vergangenen 20 Jahre zurückzublicken, war diesmal die Zukunft das Thema: Wohin geht der Weg des Bistums und seiner Gemeinden, woraus können katholische Christen im kleinsten und östlichsten Bistum Deutschlands in Zukunft Mut und Kraft schöpfen, wie kann das Bewusstsein wachsen, dass sich niemand allein fühlen muss, weil er Jesus Christus an seiner Seite hat.

Dafür hatte Bischof Wolfgang Ipolt den Theologen, Philosophen, Priester und Pallottinerpater Hubert Lenz eingeladen, der das Konzept des „Vallendarer Emmauswegs“ unter dem Motto „Glaube hat Zukunft“ entwickelt hat und mit seinem Team dazu einlädt, mithilfe dieses Weges wieder mehr zueinander und zu Christus zu finden. Besonders in Zeiten, da die Kirche häufig mit Streit, Ärger, Missbrauch und Kirchenaustritten in Verbindung gebracht werde, sei es wichtig, sich auf ihren Kern zu besinnen, sagte Lenz in seinem Vortrag am Beginn des Tages: „Auf das, was uns Christen im Tiefsten erfreut, ermutigt, stärkt und verbindet.“ Christen seien nicht nur in der Diaspora, weil es vielen in diesen „wüsten Zeiten“ schwer falle, für ihren Glauben Stellung zu beziehen. Auch die einzelnen Teile, die Kirche ausmachen, seien zerstreut: „So wir fragen uns, was hat Caritas mit Liturgie zu tun?“ Die einzelnen Puzzleteile vom Evangelium über die Gemeinschaft bis zur Sendung gelte es zu stärken und wieder zusammenzuführen, sagte Pater Lenz.

Genau wie die Wüste den Schatz des Wassers brauche, um Leben hervorzubringen, fehle es in dieser „Wüstenzeit“ der Kirche an Nährstoffen und Lebenskraft. „Doch wir kennen das Schatzkästchen, das sie enthält. Wir konzentrieren uns nur zu wenig darauf.“ Dabei sei die Botschaft einfach und in drei kleinen Worten enthalten: Da – weil Jesus keinen allein lässt. Du – weil Gott so nahe ist, dass „Siezen“ nicht infrage kommt. Und Ja – weil Gott jeden ohne Wenn und Aber annimmt. Diese Aufmerksamkeit, das Wissen darum, dass man kein Zufall sei, könne man sich nicht selbst schenken. Dazu brauche es Gott und die Gemeinschaft.

Als Sinnbild für den Weg des Glaubens steht für Pater Lenz der Emmausweg. Genau wie die Jünger, die Jesus liebten, erschüttert waren durch seinen Tod, seinem Wiedererscheinen nicht trauten, ihn schließlich erkannten, ihr Misstrauen verwandeln ließen, bis sie erneut vertrauten, und ihre Erkenntnis weitergaben, so könne man auch den eigenen Glauben durch Krisen hinweg erfahren. „An welcher Stelle stehen Sie gerade?“, fragte Pater Lenz in die große Kirche hinein. So konnte jeder Teilnehmer für sich beantworten, ob er in seinem Glauben gerade erschüttert sei, ob er Sehnsucht nach Christus habe, ob er bereit sei, sich zu öffnen und Gott Raum zu geben, ob er Verwandlung zulassen oder Glaubenserfahrungen teilen wolle.

Die einzelnen Stationen des Emmausweges wurden zu Bildern und füllten sich mit Leben, indem einzelne Teilnehmer den Weg vor dem Altar symbolisch aufstellten, Symbole für „Enttäuschung“, „Sehnsucht“, „Erkennen“ oder „Verwandlung“ in den Händen hielten und von ihren persönlichen Erfahrungen mit „ihrer“ Emmaus-Station erzählten: Dass Schwäche und Enttäuschung dazugehöre und der Glaube manchmal fern sei, berichtete einer. „Ich möchte mich nicht zufriedenzugeben mit Trauer und Angst“, sagte eine Teilnehmerin, „sondern sehne mich nach jemandem, der mich hoffen lässt.“ Wie die Heilige Schrift sich verwandle, indem lange bekannte Bibelstellen plötzlich Kraft für die eigene Lebenssituation geben, sagte jemand. „Wir dürfen darauf vertrauen, Gott ist immer da, aber bin ich es, der bleibt?“, fragte ein weiterer. „Es kommt auch darauf an: Wir bleiben bei dir.“ Auch Bischof Ipolt war – in priesterlicher Alltagskleidung – Teilnehmer des symbolischen Weges und erzählte, als jungem Mann sei ihm durch eine Bibelstelle plötzlich klar geworden: „Jesus ist nicht nur eine geschichtliche Person, sondern lebendiger Mensch in unserer Mitte.“ Indem er Priester wurde, habe er sich entschieden, diese Erkenntnis weiterzugeben, und sei bis heute froh, diesen Weg mit Jesus eingeschlagen zu haben.

In Gruppen vertieften die Teilnehmer ihre Eindrücke und formulierten, was sie vom Pastoraltag mit in ihre eigene Gemeinde, ihren Verband, ihre Einrichtung mitnehmen würden: noch mehr darauf zu hören, was andere bewegt; Christus in die Mitte von allem zu stellen; wieder mehr Kraft aus dem Bibelwort zu schöpfen oder sich wieder mehr mit anderen auszutauschen, damit die Gemeinschaft im Glauben spürbar werde. „Wir müssen uns gegenseitig ins Herz schauen lassen“, sagte der Bischof, „denn die Weitergabe des Glaubens geht durch Kopf und Herz.“

Fotos: Ines Eifler


Besuchen Sie auch die Seite von WeG-Initiative „Glaube hat Zukunft“, auf der ein Beitrag zum Pastoraltag erschienen ist.

Den Vortrag von Prof. P. Dr. Hubert Lenz finden Sie hier.

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