Wie ein Nachbar mit dem Nachbarn
unter dieser Überschrift (auf Polnisch) schreibt in der polnischen Zeitung „Gość Niedzielny“ vom 12. Juli 2015 Roman Tomczak über den Besuch des Bischofs von Legnica/Liegnitz, Zbigniew Kiernikowsk, bei Bischof Wolfgang Ipolt in Görlitz unter anderem:
„Wir sind uns einig, dass die Situation in unseren Diözesen ähnlich ist sowohl, wenn es um die Zahl der praktizierenden Gläubigen geht als auch, wenn es sich um ihre Teilnahme am Leben der Kirche handelt – so der Bischof von Görlitz Wolfgang Ipolt nach dem Treffen mit Bischof Zbigniew Kiernikowski.
Bischof Wolfgang Ipolt möchte den polnischen Katholiken, die im Bistum Görlitz sesshaft wurden, die besten Bedingungen schaffen.
Das Treffen fand am Dienstag, dem 30. Juni statt. Es war das erste der beiden Bischöfe aus den Nachbarbistümern. Die Bischöfe sprachen unter anderem über die Situation der Kirche in der heutigen Welt und über den bevorstehenden Weltjugendtag. Für Bischof Kiernikowski war es sein erster Besuch als Bischof von Liegnitz. Im April 2014 hatte er dieses Amt angetreten. Beide Bischöfe analysierten die derzeitige Situation der polnischen und deutschen Kirche. Bischof Kiernikowski stellte fest, dass die Situation in beiden Kirchen ähnlich sei. „Wir haben darüber geredet, dass Katholiken immer wieder ihre Kinder taufen lassen, ohne sich der Bedeutung dieses Sakramentes oder seines Wesens bewusst zu sein“ sagte Bischof Ipolt. Er machte darauf aufmerksam, dass trotz erheblicher Unterschiede in der Zahl der praktizierenden Katholiken in Polen und in Deutschland das Problem gleich sei. Nur drei Prozent der Einwohner des Bistums Görlitz geben an, katholisch zu sein. Das sei seine größte Sorge, wenn es um das Bistum geht. Etwas besser ist es in der Stadt Görlitz; hier erklärt jeder zehnte Einwohner, dass er Mitglied der katholischen Kirche ist. In Polen sind es 80-90 Prozent. In Görlitz sind Katholiken in der Minderheit; die überwiegende Mehrheit der Menschen ist nicht getauft.
Bischof Ipolt ist der Meinung, dass ein wichtiger Katalysator von positiven Veränderungen die Nähe des polnischen Bistums ist. Zum Beispiel hat die traditionelle Religiosität der Polen einen großen Einfluss auf die Gläubigen hier. „Elf Prozent unserer Gläubigen sind Polen, hauptsächlich sind es Einwohner der Stadt Görlitz. Und diese Zahl wächst ständig“ unterstreicht er.
Bischof Ipolt weist auf einen weiteren Faktor hin, die gemeinsamen religiösen Initiativen, so die deutsch-polnische Fronleichnamsprozession, die alle vier Jahre über die deutsch-polnische Grenze an der Neiße führt. Einmal im Quartal treffen sich deutsche und polnische Geistliche zum sogenannten deutsch-polnischen Konvent. „Vor drei Wochen habe ich zu so einem Treffen Priester eingeladen. Anwesend waren unsere Priester und Priester aus Polen, unter ihnen der Pfarrer aus Bogatynia und Herr Dr. Rzodkiewicz. Wir sprachen über die Art und Weise, wie man polnische Katholiken, die nach Görlitz ziehen, integrieren kann. Was wir tun können, damit sie sich wie Zuhause fühlen. Denn sie erleben eine Art des Kulturschocks, der aus dem Übergang von der polnischen in die deutsche Kirche resultiert“ sagt Bischof Ipolt.
Bischof Ipolt betont, dass es sein Ziel ist, den polnischen Katholiken das Gefühl zu geben, dass sie im Bistum Görlitz willkommen sind.
Es gibt darüber hinaus weitere Verbindungen zwischen dem Bistum Görlitz und der polnischen Kirche. Im Bistum Görlitz arbeiten derezeit vier polnische Geistliche, darunter zwei Franziskaner aus der Breslauer Provinz des Ordens. „Wir haben schon weitere Anmeldungen aus Polen aber ich denke, dass es momentan eine ausreichende Zahl ist“ so Bischof Ipolt.
Beide Bischöfe sprachen über den bevorstehenden Weltjugendtag. Voraussichtlich wird ein Teil der Gruppen, die nach Polen kommen, auch Görlitz besuchen. Vielleicht wird dieser Besuch zum Anstieg der Zahl der Priesterkandidaten führen. Zurzeit studieren in unserem Priesterseminar drei Priesterkandidaten, was – so Bischof Ipolt, ein sehr gutes Ergebnis für so ein kleines Bistum sei. Eine andere interessante Folge der Nachbarschaft der Bistümer Görlitz und Liegnitz war der eineinhalbjährige Polnischkurs, den Bischof Ipolt besuchte. „Einmal in der Woche habe ich diese Sprache fleißig gelernt, dadurch kann ich auf dem Niveau der Grundstufe kommunizieren“ sagt er – und: „Ich stamme aus einer Generation, die in der Schule Russisch lernen musste. Dadurch sind meine Ohren für die slawischen Sprachen geübt“ sagt er lachend. Beim Treffen mit Bischof Kiernikowski wurde jedoch Deutsch gesprochen; das Treffen fand ohne Dolmetscher statt. Bischof Zbigniew Kiernikowski überreichte dem Bischof von Görlitz ein Marienbild. Das Bild wurde von einer Künstlerin aus dem Bistum Siedlce gemalt, in dem Bischof Kiernikowski früher diente.
Fotos: Roman Tomczak, Fotomontage: Raphael Schmidt
(Der Text ist nach wörtlicher Übersetzung an wenigen Stellen dem deutschen Sprachgebrauch angepasst worden.)
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