Die Klosteranlage in Neuzelle ist bei vielen unter „Barockwunder Brandenburgs“ bekannt. Dieses repräsentative Ensemble mit den beiden Barockkirchen, dem angrenzenden Klostergarten, dem spätgotischen Kreuzgang und auch mit den wertvollen Kunstschätzen zeichnet Neuzelle zu den größten Barock- und Kunstdenkmalen Ost- und Norddeutschlands aus. Doch was bei dieser Pracht fast völlig untergeht, ist die Geschichte von Neuzelle. Zuerst war nicht das „Barockwunder“, sondern ein Zisterzienserkloster, das 1268 durch Markgrafen Heinrich dem Erlauchten (aus dem Hause Wettin) gegründet wurde. Das Zisterzienserkloster galt als Mittelpunkt des religiösen Lebens in der Niederlausitz und der Neumark. „Ora et labora“ – der Leitgedanke der Zisterzienser – prägte nicht nur das Kloster in Neuzelle, sondern war ebenso für die angrenzenden Ortschaften eine wichtige Glaubens- und Lebensstütze.
Die Hussitenkriege, die Reformation und den Dreißigjährigen Krieg überstand das Kloster, wenn auch schmerzhaft und brutal. Doch 1817 konnten sich die Zisterzienser nicht mehr in Neuzelle halten. Das Kloster wurde durch König Friedrich Wilhelm III. säkularisiert und der Besitz ging an die staatlich verwaltete Stiftung Neuzelle über.
Die Zisterzienser sind ein kontemplativer Orden, die ein Leben führen, dass keinen äußerlichen Zweck nachgeht. Die Mönche wollen ganz frei für die Suche nach Gott sein: „In allen Dingen wahrhaft Gott suchen“, so steht es in der Ordensregel vom Hl. Benedikt von Nursia. In jeder Lebenslage und überall haben sich die Zisterzienser verpflichtet Gott zu suchen und seine Spuren in der Welt zu erkennen. Im alltäglichen Leben sind sie gefordert ein Hörender zu sein, um das einladende, aber auch das einfordernde Wort Gottes zu vernehmen und sich daran auch zu binden.
Neuzelle liegt in der tiefsten Diaspora. Auf einen Quadratkilometer fallen nicht einmal drei Katholiken. Die Pfarrei Neuzelle ist mit ihren rund 450 Katholiken die zahlenmäßig kleinste Pfarrei im Bistum Görlitz. Um das Hören auf das Wort Gottes zu bestärken, um den Menschen in der Umgebung – ob gläubig oder nicht – zu zeigen, dass es sich lohnt Gott zu suchen und es frei macht, sich von ihm auch finden zu lassen, äußerte Bischof Wolfgang Ipolt Anfang des Jahres den Wunsch, das Zisterzienserkloster in Neuzelle wieder neu zu gründen. Dafür steht Bischof Wolfgang im engen Kontakt mit der Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich. Diese Abtei zeichnet sich besonders dadurch aus, dass sie einladend, offen und beherzt den katholischen Glauben lebt. Besonders spürbar ist das an den jungen Mönchen und an der Vielzahl der Berufungen, die von diesem Kloster ausgehen.
Intensive Gespräche und auch Verhandlungen laufen. Details stehen noch nicht fest, aber Vorfreude und auch Hoffnung dürfen beide Seiten haben. Seit Mittwoch, 6. Juli sind für zwei Wochen vier Mönche aus Heiligenkreuz in Neuzelle, um ernsthafte Erkundungen rund um die Klosteranlage zu begehen. Eine endgültige Entscheidung ist für den 10. November 2016 in Aussicht gestellt worden. Dann entscheidet der ganze Konvent über eine Zukunft in Neuzelle.
Um den Prozess für eine Neugründung des Zisterzienserklosters auch innerlich zu bestärken, hat Bischof Wolfgang ein Gebet zur Unterstützung verfasst. Alle sind herzlich eingeladen, diesen Prozess, diesen Weg zu einem geistlichen Ort in Neuzelle mitzutragen.
Homepage von ⇒ Stift Heiligenkreuz
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