Am 1. Advent, dem 30. November 2014 wurde das „Jahr des geweihten Lebens“, das „Jahr der Orden“, im Vatikan eröffnet. Am Welttag des geweihten Lebens, am 2. Februar 2016, endete dieses Jahr. In Görlitz wurde der Abschluss dieses Jahres, am Tag des geweihten Lebens, für die Ordensleute aus dem Bistum mit einem Treffen bei Kaffee, Kuchen und Gesprächen begonnen. Im Anschluss daran hielt der Seelsorgeamtsleiter, Ordinariatsrat Markus Kurzweil einen Vortrag. Er hat ihn unter das Thema gestellt: „Barmherzigkeit und die großen Meister der ersten Jahrhunderte“. Er geht darin der Frage nach, wie die christliche Botschaft im Denken der Antike mit dem Anliegen der Barmherzigkeit etwas grundsätzlich Neues eingepflanzt hat. Zunächst schlägt er eine Brücke von der heutigen Zeit in die Antike, die Zeit der ersten christlichen Gemeinden und führt kurz in die Philosophien der damaligen Zeit ein. In einem zweiten Gedanken geht es um die Kirchenväter und das barmherzige Handeln der ersten christlichen Gemeinden. Und in einem dritten Teil lässt Ordinariatsrat Kurzweil den Heiligen Augustinus mithilfe seiner Predigten zu Wort kommen. Er hat in seinen Predigten zum Thema „Barmherzigkeit“ in der damaligen Zeit am meisten veröffentlicht und wird in der Literatur auch gern als „Sänger der Barmherzigkeit“ bezeichnet.
Das Pontifikalamt am Abend begann mit der Kerzenweihe und einer Kerzenprozession durch die Kathedrale St. Jakobus. Bischof Wolfgang Ipolt geht in seiner Predigt unter anderem der Frage nach: „was unsere normalen Zeitgenossen über das Klosterleben wissen?“. Dies sei „sehr unterschiedlich. Die Vorstellungen sind oft fremdgesteuert, vor allem durch die Medien. Was aber die meisten noch wissen, ist: im Kloster wird gebetet. Man geht dorthin, um näher bei Gott zu sein, um Zeit für ihn zu haben – und das ist nicht nur in unserer Kirche so, sondern wohl auch in anderen Religionen“. Der Bischof findet dies als „ein gutes und wichtiges Charakteristikum des Lebens unserer Ordensgemeinschaften ist. Es handelt sich um betende Menschen; um Menschen, die es sich auf die Fahnen geschrieben haben, eine regelmäßige und treue Beziehung zu Gott zu pflegen“.
Sind Gebete in Klöstern „wichtig für andere? Verändert das die Welt? Riecht das nicht eher nach Weltflucht?“, fragt der Bischof. Man könne diese „Fragen kann man nur beantworten, wenn man versteht, was Beten heißt:
Mit anderen gemeinsam beten – das ist uns (außer im Gottesdienst) fast verloren gegangen. Es ist vielen Christen geradezu peinlich geworden. Ordensleute zeigen in ihren Kommunitäten, dass gemeinschaftliches Gebet tragen kann und andere einladen kann, mitzubeten. Sich versammeln, zu einer festen Zeit im Laufe des Tages, an einem festen Ort – das alles sind Hilfen, um „inmitten der Gemeinde“ – mit anderen Glaubenden – zusammen zu beten. Ob wir es nicht doch wieder wagen könnten, mit dem gläubigen Ehepartner, in einem Kreis von Mitchristen einfache Formen des gemeinsamen Betens zu entdecken? Ich freue mich darum sehr, dass sich hier in der Kathedrale jeden Montagabend Menschen versammeln, die eine Stunde lange miteinander in Stille und auch gemeinsam beten“, so der Bischof unter anderem.
Am Ende der Predigt sagt Bischof Ipolt: „Ich danke euch, liebe Ordenschristen, für eure Treue im Beten. Es ist dies ein starkes Zeichen für die Anwesenheit Gottes. Ich wünsche euch allen immer wieder auch Mit-Beter – Menschen, die sich auf die Suche nach Christus machen, der das ,Licht zur Erleuchtung der Heiden‘ ist. Amen.“
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