23. September 2018

Stellungnahme von Bischof Ipolt zur Veröffentlichung der MHG-Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland

Stellungnahme des Bischofs von Görlitz zur Veröffentlichung der MHG-Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland

Liebe Schwestern und Brüder!

In dieser Woche versammeln sich die deutschen Bischöfe am Grab des heiligen Bonifatius in Fulda zu ihrer Herbstvollversammlung. Wie Sie bereits aus den verschiedenen Medien erfahren konnten, wird bei dieser Konferenz, die von den Bischöfen in Auftrag gegebene Studie veröffentlicht, die den sexuellen Missbrauch in den deutschen Diözesen in den Jahren 1945 bis 2014 untersucht hat. Leider ist diese Studie bereits in die Hände der Presse geraten, noch bevor wir als Bischöfe uns dazu äußern konnten.

Ich wende mich heute an Sie, da Sie in diesen Tagen sicher durch Radio und Fernsehen, Internet und Zeitung mit der Problematik konfrontiert werden und durch Arbeitskollegen oder im Bekanntenkreis darauf angesprochen werden.

Ich möchte als Ihr Bischof, dass sie auf diesem Wege meinen Standpunkt erfahren und diesen auch so weitersagen können.

Was wir durch die Studie erfahren, ist beschämend für unsere Kirche und darf weder entschuldigt noch beschönigt werden. Wenn Priester, Ordensleute und pastorale Mitarbeiter, die im Dienst des Evangeliums stehen, das Vertrauen, das ihnen Menschen entgegenbringen, auf grobe Weise missbrauchen, ist das eine himmelschreiende Sünde. Beschämend ist außerdem, dass die Opfer solchen Missbrauchs oft nicht gehört wurden oder man ihnen nicht geglaubt hat. Die Studie zeigt, dass die Institution Kirche mehr geschützt werden sollte als die Menschen, die durch Übergriffigkeit, sexuelle Handlungen und Gewalt missbraucht wurden.

Es gibt sicher bei manchen Tätern krankhafte Veranlagungen, die nicht erkannt wurden. Es gibt aber auch die schwere Sünde, die nicht ernst genommen, sondern heruntergespielt und ignoriert wurde. Mit Recht sagt der Apostel Paulus im 1. Korintherbrief:“ Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder…werden das Reich Gottes erben…Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“ (vgl. 1 Kor 6, 9 ff).

Angesichts der Offenlegung von erschreckenden Wahrheiten in der genannten Studie bitte ich als Bischof die Opfer jeglichen Missbrauchs um Vergebung für das, was ihnen durch Mitarbeiter der Kirche widerfahren ist. Ich weiß, dass bei vielen dieser Missbrauch auch zur Entfernung vom Glauben und zum Kirchenaustritt geführt hat, was mich zutiefst schmerzt, weil damit das Vertrauen in unsere Kirche verloren gegangen ist.

Ich selbst werde am kommenden Herz-Jesu-Freitag, dem 05. Oktober 2018, ganz besonders die Hl. Messe für die Heilung aller von Missbrauch Betroffenen aber auch für die Täter feiern und durch einen Tag des Fastens meine Solidarität mit den Opfern ausdrücken. Dies soll ein Zeichen der Sühne für die Sünden der Mitarbeiter der Kirche sein.

Sollten in unserem Bistum künftig Fälle von sexuellem Missbrauch bekannt werden, versichere ich Ihnen, dass diese konsequent entsprechend den staatlichen und kirchlichen Gesetzen geahndet werden. In bin sehr dankbar, dass wir inzwischen im Bereich der Prävention von sexuellem Missbrauch in unserem Bistum viel unternommen haben und weiterhin unternehmen. Ich weiß, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Personen, die ich als Ansprechpartner für sexuellen Missbrauch berufen habe, mich in diesem Punkt unterstützen. Zugleich weiß ich, dass die meisten Priester und pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche in Deutschland ihren Dienst in Treue und Wahrhaftigkeit tun. Auch das gilt es in dieser Stunde zu sehen, um nicht jeden Mitarbeiter Verdächtigungen oder Vorverurteilungen auszusetzen.

Liebe Schwestern und Brüder, die Offenlegung des Missbrauchs in unserer Kirche zeigt, dass wir immer Umkehr und Buße nötig haben – weil die pilgernde Kirche immer heilig und sündig zugleich ist.

Ich bitte Sie in der kommenden Woche während der Bischofskonferenz in Fulda besonders um ihr Gebet für uns Bischöfe, dass wir miteinander den Mut finden, uns der Wahrheit zu stellen, die uns allein frei machen kann.

In der Liebe Christi verbunden grüßt Sie

Ihr Bischof

+ Wolfgang Ipolt

Görlitz, den 19. 09.2018

 

 

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