Es ist ein historisches Datum: heute, am Hochfest des heiligen Bernhard von Clairvaux, dem 20. August, auf den Tag genau 30 Jahre nachdem vier Mönche zur Gründung eines Priorates nach Stiepel gesandt wurden, sind heute sechs Mitbrüder im Rahmen eines feierlichen Pontifikalamtes von Abt Maximilian Heim zur Wiederbesiedelung des Klosters Neuzelle in Brandenburg im Bistum Görlitz ausgesandt worden. Die sechs Gründermönche sind: Pater Simeon Wester, Pater Kilian Müller, Pater Konrad Ludwig, Pater Aloysius Zierl, Pater Isaak Käfferlein und Pater Alberich Fritsche. Eine große Freude war es, dass Domprobst Joseph Brenner, der Bruder des seligen Frater Anastasz Janos Brenner die Predigt über seinen Bruder hielt. Domkapitular Pfarrer Ansgar Florian vertrat Bischof Wolfgang Ipolt und verlas sein Grußwort.
Liebe Brüder!
„Der Herr sprach zu Abram: Geh fort aus deinem Land…in das Land, das ich dir zeigen werde!…Da ging Abram, wie der Herr ihm gesagt hatte…“(Gen 12,1.4) .
Gott lädt immer zum Aufbruch ein – das ist bei Abram so, bei den Propheten, bei den Jüngern Jesu. Heute ist für Sie, die Sie nach Neuzelle gesandt werden eine solche Stunde des Aufbruchs und der Sendung. Sie werden nicht in das Land Kanaan gehen wie Abram und seine Verwandtschaft – sie gehen nach Brandenburg in Ostdeutschland in ein scheinbar gottfernes und gottvergessenes Land, aber auch in eine Gegend, in der ihre Brüder im 13. Jahrhundert – vor 750 Jahren – schon begonnen haben, das Evangelium einzupflanzen haben und Gott die Ehre zu geben.
Aufbruch bedeutet zugleich: Gottvertrauen, Mut und Zuversicht – das brauchen Sie und das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen. Ich gebe Ihnen das Wort aus dem Prolog der Regel des hl. Benedikt mit auf den Weg. „Gürten wir uns also mit Glauben und Treue im Guten, und gehen wir unter der Führung des Evangeliums seine Wege, damit wir ihn schauen dürfen,…“(RB Prolog 21). Ich habe dieses Wort ausgesucht im Blick auf das Werk, das Sie jetzt in Neuzelle beginnen. In einer Zeit, in der vielen Menschen – auch manchem Christen – der Gotteshorizont verloren gegangen ist und seine Gegenwart manchem wie eine Illusion erscheint, braucht es Menschen, die uns den Blick für den lebendigen Gott wieder frei machen – Menschen, die Gott für real und darum herausfordernd halten. Der Mönch steht exemplarisch dafür gerade, weil er alles „auf diese eine Karte“ gesetzt hat: Dass Gott existiert und dass es sich lohnt, in einer tiefen Freundschaft mit ihm zu leben.
Ich habe Sie eingeladen, in Neuzelle durch Ihre Gebet und Ihre Lebensform, durch Ihre Arbeit und den Dienst an den Menschen Zeugen für diesen Gott zu sein und den Suchenden den Weg zu ihm zu eröffnen – damit auch die Menschen in Brandenburg ihn wieder schauen und entdecken dürfen.
Ich vertraue Sie der Führung des Evangeliums an und erbitte für Sie, die Sie nach Neuzelle gesandt werden, den Segen Gottes, die Fürbitte des heiligen Benedikt, des heiligen Bernhard und der heiligen Hedwig, der Patronin unseres Bistums.
In der Liebe Christi verbunden grüßt Sie
+ Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz
Feierlich wurde das von Pater Raphael Statt gestaltete ‚Aussendungskreuz‘ mit unserer Kreuzreliquie gesegnet und der neuen Gemeinschaft mitgegeben. Abt em. Gregor Henckel-Donnersmarck verlas die Aussendungsurkunde. Wir beten fest, dass dieser neue Trieb am Baum des Zisterzienserordens gut wachsen und sich entfalten kann und bitten auch alle, die mit uns verbunden sind um das Gebet für dieses besondere Werk der Gnade in unseren Tagen. Am 02. September wird das Priorat in Neuzelle im Rahmen der Bistumswallfahrt offiziell kirchenrechtlich errichtet. Hier einige Bilder der heutigen Feier.
Ein Fernsehteam des Radio Berlin Brandenburg, RBB, um Michael Lietz, das bereits vor einiger Zeit eine halbstündige Reportage über Neuzelle angefertigt hatte, war vor Ort. Hier ist der Bericht.