7. Juli 2023

Rad-Pilger-Tour für den Frieden

Rad-Pilger-Tour für den Frieden in Görlitz

Bischof Wolfgang Ipolt empfängt Ingo Brüggenjürgen an der Stadtgrenze.

Auf seiner Pilgertour hat Ingo Brüggenjürgen in Görlitz Bischof Wolfgang Ipolt getroffen. Der erklärt, warum von seinem Bistum ganz besondere Friedensimpulse ausgehen und welchen Beitrag er persönlich dazu zu leisten versucht.

Vom Kölner Dom zu den Schlesischen Friedenskirchen: Diese Fahrradtour ist ein starkes Zeichen für den Frieden und will Menschen zusammenzubringen.

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat Ingo Brüggenjürgen am Stadtrand von Görlitz abgeholt. Gemeinsam sind sie dann in die Stadt und zur Kathedrale geradelt. Der Bischof führte den Chefredakteur von Domradio.de durch die Kathedrale. Bei der Bistumspatronin, der heiligen Hedwig von Schlesien, beteten die beiden für den Frieden und baten die Heilige um ihre Fürsprache. Bischof Wolfgang Ipolt entzündete drei Kerzen. Für das Startbistum der Pilgertour, das Erzbistum Köln, für das Bistum Görlitz und für Polen, da in Breslau die Reise endet.  Bischof Wolfgang Ipolt und Ingo Brüggenjürgen sprachen über den Frieden und die Deutsch-Polnischen Beziehungen im Bistum Görlitz und in der Europastadt Görlitz, die Polen und Deutschland zu vereinen versuchen.

 

Videobeitrag

Für jeden gestrampelten Fahrradkilometer kommt ein Euro dem Flüchtlingswerk der Jesuiten zugute. „Das ist für mich wie Doping“, freut sich DOMRADIO.DE Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen auf die über 1.000 Kilometer lange Reise, die er ohne Hilfe eines Elektroantriebs auf seinem 30 Jahre alten Drahtesel zurücklegen will. „Das Thema Frieden liegt uns doch allen am Herzen – und ich möchte aktiv was dafür tun!“ freut sich Brüggenjürgen, der in Bild und Ton von seiner Reise auf allen Kanälen von DOMRADIO.DE mehrmals am Tag berichten wird.

 

Ingo Brüggenjürgen ist an diesem Mittwoch, 05. Juli 2023, von Dresden nach Görlitz geradelt und hat dabei 113 KM zurückgelegt. Für jeden Kilometer wird 1 € an das Bonifatiuswerk gespendet, dass ein Friedenszeichen setzen möchte. Die Spenden gehen an den Jesuitenflüchtlingsdienst. Das Bistum Görlitz schließt sich dieser Initiative gerne an und spendet 150 €.

 

Text und Fotos/Video: Bistum Görlitz, Domradio.de

Spendemöglichkeit

Sonderseite „Pilgern Live“

Domradio.de: Bischof Ipolt betont Wichtigkeit der Friedensarbeit mit Videobeitrag.

Bischof Ipolt betont Wichtigkeit der Friedensarbeit

„Voneinander lernen“ – Interview übernommen von domradio.de

 

DOMRADIO.DE: Sie haben mich an der Stadtgrenze abgeholt. Das war ein herrliches Geschenk für mich.

Bischof Wolfgang Ipolt (Bischof von Görlitz): Gerne. Denn ich finde es eine schöne Idee, was Sie im Namen von DOMRADIO.DE, wenn man das so sagen darf, unternommen haben, dass Sie unterwegs sind für den Frieden und das ein bisschen sichtbar machen.

DOMRADIO.DE: Unser Motto heißt „1000 Kilometer für den Frieden“. Aber auch von Görlitz gehen eigentlich immer wieder Friedensimpulse aus.

Ipolt: Das liegt ja bei uns ein bisschen nahe, denn wir sind an einer Grenze, die jetzt eigentlich keine mehr ist, weil wir alle zu Europa gehören. Aber unsere beiden Völker waren ja nicht immer Freunde, sondern sie sind jetzt wieder zusammengewachsen und wir verstehen uns. Das hat Johannes Paul II. uns damals bei der Gründung des Bistums im Jahre 1994 in die Gründungsurkunde geschrieben, dass wir die Brücke nach Polen bauen sollen. Das versuchen wir auch.

Wir haben ja jetzt viele Polen, die zu uns ziehen und da gibt es Austausch, Glaubensaustausch, Erfahrungsaustausch. Das ist natürlich hier in der Stadt ganz besonders virulent, weil wir ja eine geteilte Stadt sind oder jetzt eine wieder neu verbundene.

DOMRADIO.DE: Das knüpft an eine ganz große Geschichte an, denn auch nach dem Zweiten Weltkrieg war es gerade die katholische Kirche, wo die Bischöfe, sowohl die polnische Bischofskonferenz als auch die deutsche, den Dialog wieder in Gang gebracht haben.

Wolfgang Ipolt

„Wir erleben hier in unserem Bistum eine große Normalität der beiden Nationen miteinander.“

Ipolt: Wir haben gerade vor einiger Zeit wieder neu daran gedacht. Da war dieser berühmte Briefwechsel 50 Jahre her, der am Ende des Konzils auf Initiative der polnischen Bischöfe geschrieben wurde, woraufhin dann die deutschen Bischöfe in den letzten Minuten des Konzils eine Antwort formuliert haben.

Das war ein Versöhnungsaufbruch und ein Friedensaufbruch. Da hat die Kirche damals einen Schritt getan, der politisch auch noch umstritten war, wo manche sich ja auch sehr kritisch geäußert haben. Aber das wirkt lange nach und da sind wir heute sehr dankbar dafür, dass es so ist. Wir erleben hier in unserem Bistum eine große Normalität der beiden Nationen miteinander.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben viele in der heutigen Zeit Sorge. Da ist der Krieg in der Ukraine, da sind viele Verhärtungen. Kann dieser Dialog, dieses Zusammenleben über die Grenze hinweg ein Impuls für verhärtete Fronten sein?

Ipolt: Das muss es einfach sein. Denn wir merken ja jetzt auch, dass die Ukraine nicht so weit weg von uns ist, es kommen viele Flüchtlinge. Wir wissen, dass das polnische Volk mit großem Beispiel vorangeht und viele aufnimmt und ihnen hilft. Da fühlen wir uns auch animiert.

Da spürt man jetzt ein bisschen auch, Gott sei Dank, das Zusammenwachsen Europas, auch dass wir gegenseitig voneinander lernen und sehen, wie andere das machen. Ich glaube, das tut uns letztlich auch gut.

 

Wolfgang Ipolt

„Wir sind eine Minderheit. Aber ich sage immer, wir sind eine qualifizierte Minderheit.“

DOMRADIO.DE: Die Kirchen im Osten sind mitgliedermäßig nicht so stark wie im Westen. Trotzdem können Sie einen Impuls in diese Gesellschaft hineingeben.

Ipolt: Das versuchen wir mit unseren kleinen Kräften. Das stimmt, wir sind eine Minderheit. Aber ich sage immer, wir sind eine qualifizierte Minderheit und das wollen wir auch sein. Ich spüre auch, wenn ich Politikern begegne, auch Landespolitikern, dass wir doch ernst genommen werden und dass es denen wichtig ist, dass wir als Kirche auch in dieser Region mitarbeiten.

Unser Bistum geht fast bis kurz vor Berlin, vor allem durch Brandenburg, wo wir höchstens drei Prozent Katholiken sind. Dass wir da präsent sind und dass wir uns ab und zu mal zu Wort melden und konstruktiv sind und soweit es in unseren Kräften steht mitarbeiten, ist gut.

DOMRADIO.DE: Aufeinander hören, zusammenarbeiten, Impulse geben. Ich suche auch ganz konkret nach Impulsen, die jeder im Alltag immer wieder neu erleben kann. Was machen Sie ganz konkret selber? Worum bemühen Sie sich im Alltag?

Wolfgang Ipolt

„Mich hat damals das Beispiel unserer Bistumspatronin motiviert, der Heiligen Hedwig.“

Ipolt: Ich bemühe mich vor allen Dingen, mit den polnischen Schwestern und Brüdern einen guten Kontakt zu halten, sie immer wieder einzuladen, an unseren gewohnten Dingen teilzunehmen und sich, da sie ja nun bei uns wohnen, sich auch für unsere Art katholisch zu sein öffnen.

Das ist nicht immer leicht, aber ich glaube, das wächst langsam. Als ich hier vor zwölf Jahren Bischof wurde, bin ich drei Semester auf die Volkshochschule gegangen, um die Sprache zu lernen, damit ich sie auch mal in ihrer Muttersprache ansprechen kann, sie begrüßen kann.

Mich hat damals das Beispiel unserer Bistumspatronin motiviert, der Heiligen Hedwig. Sie ist von Andechs nach Trebnitz, nach Schlesien gekommen, weil sie da verheiratet wurde. Wir wissen aus ihren Biografien, dass sie dort angefangen hat Polnisch zu lernen, um mit den dort ansässigen Menschen einen guten Kontakt zu halten.

Das hat mich eigentlich innerlich bewegt. Das muss man tun. Man muss auch manchmal jemandem einen großen Schritt entgegenkommen, wenn es auch eigene Mühe kostet. Das ist meine Friedensarbeit.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen / domradio.de.

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