Görlitz (pbg). Pfarrer Winfried Steffen, hat heute (7. August 2008) sein 70jähriges Priesterjubiläum gefeiert. Gemeinsam mit rund 80 Gläubigen und zahlreichen Mitbrüdern, darunter auch der emeritierte Görlitzer Bischof Rudolf Müller, zelebrierte der 95-Jährige in der Görlitzer Kirche St. Hedwig am Morgen die Heilige Messe. „Kaiserreich, Weimarer Republik, zwei Diktaturen und das wiedervereinigte Deutschland habe ich erlebt“, erzählt Steffen. Als Steffen 1953 nach Guben in das neue Pfarrhaus kam, baute er die Familienseelsorge auf. Kinder, Jugendliche und Erwachsene brauchten eine geistige Heimat. „Am Ende von 35 Jahren hatte ich Eltern, die ich getauft hatte“, erzählt der Pfarrer, der sich mit seiner Gemeinde verheiratet fühlte. Unter Pfarrer Steffen konnte nach langjährigen Bemühungen 1971 der ersehnte Kirchbau eingeweiht werden. „Ich bin Priester gewesen – ich war Seelsorger“, beschreibt er die beschwerliche und kostbare Arbeit in der Diaspora – im „Gubener Weinberg“. Acht Kapläne, darunter einige „Baukapläne“, wurden von Pfarrer Steffen geprägt. Sie haben ihn als väterlichen und priesterlichen Freund schätzen gelernt. „Als Priester sind wir nur Handlanger Christi“ – ist Steffen überzeugt. Die Handlanger wussten sich zu helfen, als die Stasi in den 50er und 60er Jahren das Telefon regelmäßig abhörte: Kurzerhand telefonierte Pfarrer Steffen mit seinen Mitbrüdern im damaligen Dekanat Neuzelle in Latein. Die Genossen verstanden eher Russisch als die Sprache des Vatikans, so dass sie bei der Bespitzelung wohl oft leer ausgingen. Winfried Steffen wurde 1913 in Deutsch-Eylau als fünftes von acht Kindern geboren. Sein Vater war Geschichtslehrer, vom Charakter streng aber gerecht. Seine Mutter war eine ausgleichende und fromme Frau, das Elternhaus ein guter Nährboden für eine geistliche Berufung. 1920 zog die Familie nach Neiße, ins schlesische Rom. Hier besuchte Winfried Steffen das katholisch-humanistische Gymnasium, aus dem viele Theologieanwärter hervorgingen. Er studierte an der Theologischen Fakultät in Breslau und im Breslauer Priesterseminar. Am 07.08. 1938 wird Winfried Steffen von Kardinal Bertram als einer von 54 Alumnen im neuen Priesterseminar in Breslau – Carlowitz zum Priester geweiht. Zunächst als Kaplan, Pfarrvikar und Pfarradministrator in Muldenau, kommt er 1947 als Kaplan nach Weißwasser. 1949 wird er Pfarrvikar in Forst und 1952 in Spremberg. 1953 kommt Steffen als Pfarrvikar nach Guben. Hier wird er 1957 von Kapitelsvikar Dr. Piontek zum Pfarrer ernannt und leitet die Pfarrei bis zu seinem Ruhestand 1988. Seitdem hat er seinen Alterssitz in Görlitz.
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