„Pilger sind wir Menschen, suchen Gottes Wort. Unerfüllte Sehnsucht treibt uns fort und fort…“, singen etwa 230 Caritas-Mitarbeiter aus dem Bistum aus dem Haupt- und Ehrenamt, in der Stiftskirche Neuzelle am 8. Juni, zu Beginn des Festgottesdienstes der Caritas-Wallfahrt. Bischof Wolfgang Ipolt feiert sie mit den Wallfahrern. Sie steht unter dem Thema: „Zuhause für jeden“.
Doch was ist – und wo ist – Zuhause?
In Zeiten von E-Mails, immer schneller werdenden Nachrichten-Übermittlungen, in denen per WhatsApp, Twitter und anderen Portalen Ereignisse, egal wo auf der Erde, in Sekunden „Zuhause“ ankommen, können sie ebenso fragwürdig wie hilfreich sein. Schnelle Verbindungen können lebensnotwendig oder gar lebensrettend sein. Aber: auf Datenautobahnen lebt es sich schlecht – als Zuhause von Menschen sind sie nicht geeignet. Bischof Ipolt erinnert daran in der Predigt, wenn er sagt: „Es gibt kaum noch etwas Privates, alles wird öffentlich. Der geschützte Raum geht uns verloren. Ich bin nirgends mehr unerreichbar – überall kann man mich finden und beobachten und erreichen. Darum gibt es heute eine neue Sehnsucht nach einem geschützten Raum, nach Heimat und Geborgenheit. Jeder Mensch braucht das: Einen Rückzugsort, wo jemand er selbst sein kann und ganz bei sich, aufgehoben und umfangen – nicht von Technik, sondern von menschlicher Wärme.“
Das Zuhause oder die Heimat kann zweierlei sein. Es kann „zunächst etwas Äußeres sein: Meine Heimatadresse, dort wo ich mit meinen engsten Angehörigen wohne, wo sich mein privates Leben abspielt. Das ist ein geschützter Raum, den jeder Mensch braucht. Denken wir nur daran, für wie viele Menschen in den letzten Jahren sich dieses Zuhause geändert hat, weil sie sich auf eine lange Flucht begeben haben und jetzt eine neue Heimat finden mussten. Aber dieses Zuhause kann auch etwas Inneres sein – eine Heimat, die man nicht sehen kann, die mir aber Halt und Orientierung gibt. Das ist für uns Christen zum Beispiel unser Glaube. Wir sind beheimatet in unserer Kirche, wir sind beheimatet und geborgen bei einem Gott, der uns nicht aus seinen Händen lassen will“, sagte der Bischof.
Von Caritas-Mitarbeitern, die oft und meist mit Menschen zu tun haben, die Leid tragen, die in Schwierigkeiten sind, die an ihre Grenzen kommen, wird oft „erwartet, dass sie entwurzelten und vereinsamten Menschen wenigstens ein Stück oder eine Zeitlang Heimat anbieten und schenken. Dann kommt es auf Ihr Herz an, auf Ihre Herzlichkeit und Zuneigung. Aber wir wissen natürlich: Bis zum Äußersten können wir nicht gehen – wir sind ,auch nur Menschen‘– mit Grenzen und auch mit eigenen Wunden und Lasten. So ist Caritasarbeit immer eine große Herausforderung, die manchmal an unsere Substanz und auch über unsere Kräfte gehen kann“, so der Bischof.
Den Wallfahrtstag hatten Mitarbeiter der Caritas geplant und sie waren bei der Durchführung aktiv, beispielsweise Matthias Frahnow beim Dirigieren eines Kanons (Foto auf der Startseite) und als Moderator.
In einem moderierten Gespräch mit Bischof Ipolt nach der Eucharistiefeier ging es unter anderem um die Bedeutung der Caritas für das Bistum Görlitz, welchen Stellenwert sie intern in den Pfarreien hat und und wie das katholische Profil der Caritas extern, in der Gesellschaft, deutlich wird. Nicht zuletzt ging es um Kraftquellen und Ruhepunkte. Für den Bischof können das Fahrradfahrten um den Berzdorfer See sein oder das Lesen guter Bücher.
Nach dem Gespräch begannen die Mönche mit dem Gebet der Non und im Pfarrgarten begann ein musikalisches Programm der katholischen Schule in Neuzelle. Darüber hinaus konnten die Wallfahrer aus verschiedenen Angeboten wählen: Ortsrundgang durch Neuzelle und um das Klosterareal; Wanderung durch den Fasanenwald; Besuch der Ausstellung „Himmlisches Theater“; Führung durch den Kreuzgang des Klosters und durch den Barockgarten. Mit der Schlussandacht endete dieser Tag, wo er begonnen hatte, in der Stiftskirche.
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