15. März 2021

Glaubenskongregation sagt Nein zur Segnung homosexueller Paare – Interview mit Bischof Ipolt

Kein kirchlicher Segen für gleichgeschlechtliche Partnerschaften

Die Diskussion um den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen beschäftigt die Kirche seit längerem. Nun hat sich die Glaubenskongregation dazu geäußert und klargestellt, dass die Kirche dazu keine Vollmacht  habe und damit  eine Segnung nicht möglich ist.

Bischof Wolfgang Ipolt äußert sich zu diesem Thema im nachfolgenden Interview:

Die Kirche kann homosexuelle Partnerschaften nicht segnen. Ist das nicht eine Diskriminierung dieser Menschen und deren Partnerschaften?

Die katholische Kirche hat auch bisher eine homosexuelle Partnerschaft nie als „Ehe“ bezeichnet. Bei dem Nein zu einer Segnung geht es aus meiner Sicht vor allem um eine klare Stärkung der Ehe zwischen Mann und Frau und für uns Katholiken auch des Sakramentes der Ehe. Der Blick der Kirche richtet sich entsprechend der biblischen Botschaft zuerst auf die Ehepaare und die Familien.

Zugleich gilt es selbstverständlich, das zu tun, was Papst Franziskus in seinem Schreiben „Amoris laetitia“ (2016, abgekürzt: AL) so ausgedrückt hat: „Es geht darum, alle einzugliedern; man muss jedem Einzelnen helfen, seinen eigenen Weg zu finden, an der kirchlichen Gemeinschaft teilzuhaben, damit er sich als Empfänger einer unverdienten, bedingungslosen und gegenleistungsfreien Barmherzigkeit empfindet.“(AL 297). Damit ist eigentlich jeder Diskriminierung Einhalt geboten.

Die Kirche segnet doch sonst alles – Autos, Flughäfen, Sportstätten und vieles andere mehr. Warum nicht eine liebende Verbindung?

Selbstverständlich können homosexuelle Menschen gesegnet werden. Durch einen solchen Segen können sie – wie jeder andere – die Hilfe Gottes erbitten und empfangen. Das ist aber etwas anderes als ihre Partnerschaft zu segnen. In der Praxis einer öffentlichen Segnung mit Gemeindebeteiligung (die ja dann gewünscht wäre) würde das aus meiner Sicht in kurzer Zeit in der öffentlichen Wahrnehmung und im Verständnis der Gläubigen zu Verwechslungen mit einer kirchlichen Trauung führen. Darum bin ich gegen eine solche Segnung.

Können homosexuelle Menschen keine guten Katholiken sein?

Homosexuelle Frauen und Männer gehören zu unserer Kirche. Sie sollen sich – wie jede und jeder andere – in ihrem Leben darum bemühen, Tag für Tag mehr dem Evangelium entsprechend zu handeln und ihren Glauben zu bezeugen. Papst Franziskus hat gesagt: „Die Kirche ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.“ (AL 310). Darum ist es die Aufgabe der Seelsorger, solchen Menschen zu helfen, ihre Situation im Licht des Evangeliums und der Lehre der Kirche zu unterscheiden und sie darin zu begleiten. Zur Logik der Seelsorge gehört die Klarheit der Lehre ebenso wie die Zärtlichkeit und Barmherzigkeit im Umgang mit den Menschen. Diese Haltung können wir im Handeln Jesu an vielen Stellen des Evangeliums erkennen und wollen sie in unsere Pastoral übersetzen.

Mit dem in „Amoris laetitia“ vorgezeichneten und jetzt von der Glaubenskongregation bekräftigten Weg geht die Kirche den Weg zwischen undifferenzierter Ablehnung und kritikloser Absegnung. Das ist keine einfache Antwort, sondern dieser Weg der Unterscheidung ist der schwerere, aber der allein ehrliche Weg.

Es ist bekannt, dass in der evangelischen Kirche vielerorts schon solche Segnungen üblich sind. Warum ist das dort möglich?

In der evangelischen Kirche ist die Ehe kein Sakrament in unserem Sinn. Das Brautpaar wird bei einer kirchlichen Trauung mit einem Segen unter den Schutz Gottes gestellt – die Ehe wird nach lutherischem Verständnis vor dem Standesamt geschlossen. Dennoch halten auch die aus der Reformation hervor gegangenen kirchlichen Gemeinschaften daran fest, dass die Ehe eine monogame Verbindung von Mann und Frau ist, die in der Schöpfungsordnung grundgelegt ist. In der Praxis überlassen manche Landeskirchen die Segnung von homosexuellen Paaren darum der Gewissensentscheidung des Pfarrers.

Foto: Jürgen Köhn In: Pfarrbriefservice.de

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