„Der erste Tag der Dienstgemeinschaft ist eine Idee, die aus der Mitarbeitervertretung kommt. Unser Bischof hat diesen Gedanken sehr gerne aufgenommen – und nun dazu eingeladen“, sagt Michael Schwarz, der die diözesane Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretung im Vorstand vertritt, am 22. November, kurz vor Mittag, im St. Johannes-Haus in Cottbus.
Erstmals lud Bischof Wolfgang Ipolt zu einem solchen Tag ein, der vor allem dazu diente, miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Schwerpunkte und Ziele zu definieren. Das taten die etwa 60 Teilnehmer dieses Tages nach dem Impulsreferat von Axel Bohmeyer, Professor für Erziehungswissenschaft an der katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin. Das Referat stand unter dem Thema „Bedeutung der Dienstgemeinschaft für die katholischen Einrichtungen“. Bohmeyer ging auf das kirchliche Arbeits- und Selbstbestimmungsrecht sowie die glaubensbezogenen Loyalitätserwartungen der Kirchen ein, bevor er sich dem Begriff der Dienstgemeinschaft zuwandte. Diese liege den Dienst- und Arbeitsverhältnissen der Kirchen als Leitbild zu Grunde. Die Dienstgemeinschaft könne als Strukturprinzip des kirchlichen Arbeitsrechts gelten. Dazu zitierte der Professor aus der Grundordnung des kirchlichen Dienstes: „Alle in einer Einrichtung der katholischen Kirche Tätigen tragen durch ihre Arbeit ohne Rücksicht auf die arbeitsrechtliche Stellung gemeinsam dazu bei, dass die Einrichtung ihren Teil am Sendungsauftrag der Kirche erfüllen kann.“
Danach beschäftigen sich fünf Räumen des Hauses fünf Gesprächsgruppen im „World Café“ mit den fünf folgenden Fragen. Sie bezogen sich auf die Grundordnung des kirchlichen Dienstes, die von einem partnerschaftlichen Miteinander von Dienstgebern und Mitarbeitervertretung ausgeht. Mit einer Glocke läutete Michael Schwarz jeweils das Ende der Gesprächszeit einer Gruppe in einem Raum ein und die jeweilige Gruppe zog in den nächsten Raum, sodass am Ende alle Teilnehmer die Möglichkeit hatten, sich mit allen Fragen zu beschäftigen. Die Antworten wurden auf Plakate geschrieben und nach dem Mittag präsentiert.
1. Die Grundordnung des kirchlichen Dienstes geht von einem partnerschaftlichen Miteinander von Dienstgeber und Mitarbeitervertretung aus. Wie wird das in Ihrer Einrichtung umgesetzt?
Positiv wird vermerkt:
Regelmäßige Gespräche zur Lösungsfindung
Feste Tagesordnung/Strukturen
Themen beider Seiten
Aufklärung und Transparenz
Besinnungstag für Mitarbeiter
Bemängelt wird:
Mangelnde Kommunikation
Keine Augenhöre
Keine Transparenz
MAV-Arbeit ernst nehmen
2. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Wie gelingt die Balance zwischen dem Sendungsauftrag und der eigenen Leistungsmöglichkeit?
Hohe Erwartungshaltung
Hohe Belastung und geringe Ressourcen
Sendungsauftrag braucht Zeit und lässt sich nur im Blick auf die eigene Leitungsmöglichkeit erfüllen
Motivation
Mitarbeiterpflege
3. Wie kann eine gute Dienstgemeinschaft gelingen, auch bei unterschiedlichen Meinungen und begrenzten finanziellen Mitteln?
Probleme offen und sachlich benennen
Zeitlicher Rahmen für Lösungen
Klare Information über finanzielle Mittel
Regelmäßige Gespräche mit Dienstgeber
Informationspflicht des Arbeitgebers
Arbeiten auf Augenhöhe – gemeinsam Dinge erarbeiten und bearbeiten
Gesprächskultur auch ohne Problem > Gespräche (Vertrauen)
Notwendige Mittel müssen in Haushalt eingestellt werden
Personeller Ausgleich während Schulungen der MAV
Verständnis für die Sicht des jeweils Anderen
4. Was macht uns als katholische Einrichtung besonders?
Offene Trägerschaft, nicht an den Rand gedrückt als konfessionsloser Mitarbeiter. Glaube wird erlebbar, aber nicht übergestülpt
Christliches Menschenbild
Transparenz – offener Umgang miteinander
Werte – Wertschätzung (Mitarbeiter – Klienten – Patienten)
Religiöser Impuls
Wenige Räume – als katholisch wahrgenommen zu werden
Im Gespräch bleiben – gegenseitiges Verständnis und Respekt
Als Zeichen des Glaubens Kreuz im Zimmer
5. Wie gelingt es, Mitarbeiter an das eigene Unternehmen zu binden und die Motivation aufrecht zu erhalten?
Interesse am Mitarbeiter, durch Dienstgeber
Transparenz
Besondere oder individuelle Zuwendungen für Mitarbeiter
Anerkennung der Arbeit
Regelmäßigkeit in Dienstplanung
Dem göttlichen Auftrag gerecht werden
Miteinander sprechen
Guter, liebevoller Umgangston
Im Tarifsystem bleiben
Pausenraum einrichten
Pausengestaltung mitbestimmen
Nach der Präsentation der Ergebnisse, zu den vorgenannten Antworten, in Stichpunkten, hielt Bischof Wolfgang Ipolt ein Referat zum „Bibelwort Jesu vom Salz und Licht (Mt 5,13-16) – Quelle und Maßstab für eine Einrichtung in katholischer Trägerschaft“, hier im Wortlaut.
Einig waren sich die Anwesenden am Ende dieses ersten Tages der Dienstgemeinschaft, dass es weitere solche Tage geben soll.
Hier ist der Beitrag dazu im TAG DES HERRN, der in der aktuellen Ausgabe 48 zum 2. Dezember 2018 steht.
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