Katholischer Blick auf Luther – Studientag zur Reformation in Cottbus
von und mit Prof. Dr. Josef Pilvousek
Martin Luther ist auch für katholische Christen eine große Gestalt der Kirchengeschichte und ein bedeutender Lehrer der Christenheit. Das unterstrich der Erfurter Kirchenhistoriker Josef Pilvousek bei einem Studientag in Cottbus. Katholische Christen sollten deshalb das Christusfest im Rahmen des Reformationsgedenkens durchaus mit begehen. Das diesjährige Reformationsgedenken sei der erste Jahrestag dieser Art, der ökumenisch begangenen werde. Alle vorhergehenden Jubiläen zur Erinnerung an Martin Luther und die Reformation seien immer Kampfansagen gegen den Katholizismus gewesen.
Zu dem Studientag unter dem Thema „Martin Luther. Katholische Anmerkungen zu einem evangelischen Jubiläum“ hatte das Seelsorgeamt des Bistums Görlitz zusammen mit dem Cottbuser Akademikerforum eingeladen. Josef Pilvousek erläuerte den Teilnehmern unter anderem den Wandel im katholischen Luther-Verständnis, informierte über wesentliche Ansätze von Luthers theologischem Denken und räumte dabei auch mit manch falschen Behauptungen udn Vorurteilen auf. So sei es ganz und gar nicht so gewesen, dass katholischen Christen das Lesen der Bibel verboten war. Mit ganz wenigen Ausnahmen wurde das Lesen der Bibel – von der es auch schon vor Martin Luther verschiedene deutsche Übersetzungen gab – von den deutschen Bistümern empfohlen. Matthias Holluba
Mehr zum Studientag in einer der nächsten Ausgaben des TAG DES HERRN.
Wikipedia schreibt zum Referenten unter anderem:
Josef Pilvousek (*1948) ist ein deutscher römisch-katholischer Theologe und lehrte bis zu seiner Emeritierung 2013 Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Erfurt.
Leben
Josef Pilvousek besuchte nach Abitur und Wehrdienst den kirchlichen Sprachenkurs in Halle (Saale), der auf das Theologiestudium vorbereitete. Von 1970 bis 1975 studierte er Theologie und Philosophie am Philosophisch-Theologischen Studium in Erfurt, der einzigen Ausbildungsstätte für katholische Priester in der DDR. Nach der Priesterweihe 1977 durch Bischof Hugo Aufderbeck war er drei Jahre in der Pfarrseelsorge tätig. 1980 kehrte Pilvousek an das Philosophisch-Theologische Studium in Erfurt als Assistent zurück und beendete 1985 seine Dissertation Die Prälaten des Kollegiatstiftes St. Marien in Erfurt von 1400-1555. 1988 wurde er durch die Päpstliche Universität Gregoriana zum Dr. theol. promoviert – ein Verfahren, das sich aus der kirchenpolitischen Situation der DDR ergab. Von 1985 bis 1993 war er Direktor des Domarchivs in Erfurt.
Den gesellschaftlichen und politischen Umbruch in der DDR 1989 erlebte Josef Pilvousek während eines einjährigen Studienaufenthaltes in Rom. 1994 wurde er auf den Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit am Philosophisch-Theologischen Studium in Erfurt berufen, den er seit 1988 verwaltete. Seit 1990 ist er Seelsorger in der Pfarrvikarie Neudietendorf. Durch die Eingliederung der aus dem Philosophisch-Theologischen Studium hervorgegangenen Theologischen Fakultät Erfurt in die Universität Erfurt 2003 wurde Pilvousek Universitätsprofessor. 2013 wurde er emeritiert. Von 2015 bis 2016 war Pilvousek Pfarradministrator in der Pfarrei St. Bonifatius in Gotha.
Wirken
Mit der Aufarbeitung der ostdeutschen Kirchengeschichte ist Josef Pilvousek seit 1990 betraut. In diesem Zusammenhang hat er das kirchliche Regionalarchiv Ordinarien Ost und die Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte Erfurt aufgebaut. Durch eine Vielzahl von Publikationen hat er zum Verständnis der historischen, kirchlichen und theologischen Entwicklungen seit 1945 beigetragen. Seine weiteren Forschungsgebiete erstreckten sich u.a. auf die Reformationsgeschichte und die mitteldeutsche Regionalgeschichte.
Mitgliedschaften und Herausgebertätigkeit
Josef Pilvousek ist Mitglied verschiedener Institutionen und Kommissionen: seit 1988/89 der AG der Kirchenhistoriker des deutschen Sprachraums, deren Vorsitz er von 2006 bis 2010 innehatte, ferner der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte sowie der Görres-Gesellschaft. Ab 1991 kam die Mitgliedschaft im Ausschuss, zwischen 2004 und 2011 auch im Vorstand der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum e.V. sowie in der Kommission für Zeitgeschichte hinzu.
Darüber hinaus war bzw. ist Pilvousek Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt und des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern des Rotary-Clubs Erfurt-Krämerbrücke, dessen Präsident er 1998/99 war.
Pilvousek ist Mitherausgeber der Zeitschrift Kirchliche Zeitgeschichte, des Jahrbuchs für mitteldeutsche Kirchen- und Ordensgeschichte sowie der Erfurter Theologischen Studien und der Erfurter Theologischen Schriften.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Pilvousek)
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