18. November 2022

Dienerinnen vom Heiligen Blut im Bistum Görlitz und Liegnitz

Dienerinnen vom Heiligen Blut leben in Neuzelle

Eingeladen, Blut Christi zu sein

Drei Schwestern der Dienerinnen vom Heiligen Blut leben in Neuzelle. Sie helfen den Zisterziensern in der Seelsorge, der Verwaltung und in praktischen Dingen. Prägend ist für sie eine marianisch mütterliche Haltung.
 
Erstveröffentlichung im Tag des Herrn. Von Holger Jakobi.
 

Schwester Maria Dolorosa, Schwester Maria Gloria und Schwester Maria Lioba bilden in Neuzelle den Konvent der Dienerinnen vom Heiligen Blut. Foto: Privat

„Wir sind schon richtig bergtauglich geworden, das Hinaufsteigen fällt immer leichter – es ist ein echtes Fitnessprogramm“, freut sich Schwester Dolorosa mit Blick auf die vielen Treppen im St. Florianstift Neuzelle. Mehrmals am Tag steigen sie und ihre Mitschwestern die Stufen zu ihrer Wohnung hinauf und wieder hinunter. Seit Ende Juni wohnen drei Schwestern der Dienerinnen vom Heiligen Blut im Dachgeschoss: Schwester Maria Lioba, Schwester Maria Gloria und Schwester Maria Dolorosa.
Noch ist nicht alles perfekt eingerichtet im Konvent. Beim Besuch des Tag des Herrn muss Schwester Dolorosa erst einmal zwei Lampen – einen kleinen Baustrahler und eine normale Schreibtischleuchte – holen. Dann erst wird es hell im zentralen Raum an diesem nieseligen, etwas dunklen Novembertag. Aus der Küche dringt Kaffeeduft. Schwester Lioba holt Kekse. Schwester Gloria fehlt an diesem Nachmittag. Sie besucht eine Weiterbildung. Zuvor hatten sie um 15 Uhr am Kreuz – zwischen Klosterteich und Spielplatz – den Rosenkranz zur Göttlichen Barmherzigkeit gebetet. „Das tun wir dort an jedem Freitag, sonst immer hier im Haus, in der Kapelle“, berichtet Schwester Lioba.

Gute Zusammenarbeit in Neuzelle fortsetzen
Für Schwester Lioba ist es kein Zufall, in Neuzelle zu sein. Sie sagt: „Wir sind eine noch kleine, nicht so bekannte Gemeinschaft, es ist der Finger Gottes, der uns führt.“ Weiter betont sie: „Die Opferbereitschaft ist bei uns ein zentrales Anliegen: Wo Gott uns hinschickt, dorthin gehen wir. Es geht uns zuerst immer darum, in allem den Willen Gottes zu erkennen und zu erfüllen.“
Schwester Dolorosa erinnert an die Niederlassung im niederösterreichischen Grub, ganz in der Nähe von Stift Heiligenkreuz im Wienerwald. Von dort kamen 2018 die Mönche des neuen Neuzeller Zisterzienserklosters Maria Mutter Friedenshort, das heute ein Priorat des Stiftes ist. Da lag es nahe, dass die Mönche auch die Dienerinnen vom Heiligen Blut ins Brandenburgische einluden. Wie schon in Heiligenkreuz arbeiten die Schwestern in Neuzelle mit den Zisterziensern zusammen: Sowohl in der Seelsorge, wie auch in der Verwaltung und in praktischen Dingen. Dazu kommen auch viele eigene Begegnungen mit Menschen, die suchend nach Neuzelle kommen oder die mit Nöten beladen sind. Schwester Dolorosa berichtet: „Wenn ich erfahre, wie viel Vertrauen uns die Menschen entgegenbringen, in dem sie offen über ihr Leben erzählen und uns um unser Gebet bitten, dann beeindruckt mich das sehr. Dafür bin ich dankbar!“ Frauen, die Orientierung, den Glauben und Sinn suchen, können zudem im Konvent eine Zeit mitleben.
Die Schwestern sind ein Teil der Geistlichen Familie vom Heiligen Blut, deren Gründer Pater Winfried Wermter ist. Zu dieser Familie gehören die Oratorianer des Heiligen Philipp Neri, die Dienerinnen und die Bruderschaft vom Heiligen Blut. Die letzte ist eine Art „Dritter Orden“ von Laien und Klerikern. Alle drei Zweige fühlen sich von der „Spiritualität der am Kreuz vergossenen Liebe“ angezogen, diese wollen sie in der heutigen Welt leben und verbreiten.

Blut Jesu als Motiv der absoluten Nächstenliebe
In der Verehrung des Blutes Christi sehen die Schwestern genauso wie ihre gesamte geistliche Familie ein Leitmotiv für ihr Leben. Mit „Blut Christi“ ist die ganze Person Jesu Christi gemeint. „Wir verehren ihn als unseren Heiland, der uns nicht mit Silber und Gold, sondern mit seinem kostbaren Blut erlöst hat“, heißt es in den spirituellen Erklärungen der Gemeinschaft. Das Blut Christi fasst Jesu Tod und seine Auferstehung zusammen. Schwester Lioba: „Alle Christen sind dazu eingeladen, selbst Blut Christi zu sein, sich mit ihm zu verbinden und daraus zu leben.“
Schwester Dolorosa erinnert an einen weiteren Aspekt: „Das Blut Christi ist in geistiger Weise in allen Wunden der Menschheit gegenwärtig, die Menschheit ist nicht allein gelassen!“
Ihren Weg in die Gemeinschaft fand Schwester Dolorosa über ihre eigene Bekehrung: „Ich kam in die tiefe Beziehung mit Jesus, ich fragte: Was willst du, dass ich tun soll? Dann habe ich eine geistliche Begleitung angenommen und in die Gemeinschaft hineingeschnuppert. Die Bindung an Jesus trägt heute mein Leben.“ Schwester Lioba lernte die Dienerinnen vom Heiligen Blut über ihre zwei älteren Schwestern kennen, die in die neue Schwesterngemeinschaft eintraten. „Die Gemeinschaft hat in meiner Familie ihre Kreise gezogen.“

Das Brustkreuz der Dienerinnen zeigt, was ihnen wichtig ist: Der mit Jesu Blut gefüllte Kelch und die Anfangsbuchstaben von Jesus, Maria und Josef.

Als Zeichen ihrer Zugehörigkeit tragen alle Schwestern der Dienerinnen vom Heiligen Blut ein Kreuz mit dem Kelch des Blutes Christi und den drei Buchstaben „JMJ“ unten am Fuß des Kelches. Diese stehen für die ersten Buchstaben der Namen: Jesus, Maria und Josef.

Von der natürlichen zur geistlichen Familie
Die geistliche Familie vom Heiligen Blut orientiert sich am Leben der Heiligen Familie in Nazareth. Schwester Lioba erklärt: „Jesus wurde in eine natürliche Familie hineingeboren. In ihr wächst er heran, wird erzogen und nimmt an Alter und Weisheit zu, wie es im Lukasevangelium heißt.“ Als er später die Apostel aussuchte, gründete er seine geistliche Familie und die Frauen, die ihn begleiteten, unterstützten Jesus und die Jünger. „Auch dabei spielt Maria, seine Mutter eine wichtige Rolle. Sie ist das Vorbild unserer Berufung und unseres Dienstes in der Kirche. Durch eine marianische, mütterliche Haltung wollen wir die Apostel von heute – also die Priester – in ihrem väterlichen Dienst unterstützen. Der heilige Josef trägt die Sorge für alle Bedürftigen und ist ein großer Helfer in den praktischen Bereichen des Alltags. Ihm vertrauen wir uns und alle, die uns um Gebet bitten, an.“
Wie in der biologischen Familie nur selten drei Schwestern auf einmal dazukommen, stießen auch die drei Schwestern aus Neuzelle zu unterschiedlichen Zeiten zur Gemeinschaft. „Ich legte mein ewiges Treueversprechen 2005 in Polen ab“, sagt Schwester Lioba. Schwester Gloria 2015 im Mutterhaus der Dienerinnen in Aufhausen und Schwester Dolorosa in diesem September ebenfalls dort.
Mit Blick auf ihren Alltag in Neuzelle erläutert Schwester Lioba: „Wir haben verschiedene Aufgaben. Wir wollen sie aber nicht nur als eine Pflicht annehmen, sondern vielmehr mit Freude für Jesus erfüllen. Auch auf diese Weise möchten wir die Kirche unterstützen und zu ihrer Erneuerung beitragen.“
Weitere Niederlassungen der Dienerinnen vom Heiligen Blut gibt es nahe von Neuzelle im polnischen Legnica (Liegnitz) und Zgorzelec. Über diese kurzen Wege freuen sich die drei Neuzeller Schwestern besonders: „Wir können uns gegenseitig besuchen.“
 
Mehr über die Schwestern, die Angebote und über die Geistliche Familie vom Heiligen Blut

Von Holger Jakobi

 

Foto: Oliver Gierens

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