Die Mönche kommen
Vor 200 Jahren mussten die Zisterzienser das Kloster Neuzelle verlassen. Nun soll wieder zisterziensisches Leben einziehen. 2018 ist die Gründung eines neuen Klosters geplant. Die ersten Mönche trafen jetzt in Neuzelle ein.
Von Matthias Holluba
Die Glocken der Stiftskirche läuten. Applaus braust auf, als der kleine Fahrzeugkonvoi aus Österreich vor dem Pfarrhaus in Neuzelle hält. Rund 150 Leute – Katholiken aus Neuzelle und den Nachbarpfarreien, Einwohner des Ortes und Touristen – hatten sich am vergangenen Sonntag versammelt, um vier Mönche aus dem österreichischen Kloster Heiligenkreuz bei Wien zu begrüßen, die nun dauerhaft in Neuzelle leben werden. Damit ist die Gründung eines neuen Zisterzienserklosters einen wichtigen Schritt vorangekommen. Sie soll im nächsten Jahr, dem 750-Jubiäums-Jahr der Gründung des Klosters Neuzelle stattfinden. Dann werden noch weitere vier Mönche hierher kommen.
Wiederbelebung nach 200 Jahren
„Damit habe ich nicht gerechnet“, zeigt sich Pater Simeon Wester (52) von der Begrüßung gerührt. „Die Menschen kommen uns mit großer Herzlichkeit entgegen. Das habe ich schon bei meinen ersten Besuchen hier erfahren.“ Es sei für ihn bewegend, 200 Jahre nach der Auflösung des Klosters zu denen zu gehören, die diesen Ort zisterziensisch wiederbeleben. P. Simeon steht an der Spitze der Gemeinschaft. Er war bereits in Heiligenkreuz Prior und wird das nun auch in Neuzelle sein. Mit ihm gekommen sind Kilian Müller (40), Philemon Dollinger (37) und Aloysius Maria Zierl (27). P. Kilian übernimmt die Aufgabe des Ökonomen, P. Philemon wird an der katholischen Grundschule von Neuzelle unterrichten und P. Aloysius Maria kümmert sich um die hauswirtschaftlichen Aufgaben.
Einer der Ersten, der die Vier willkommen heißen, ist der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt. Er hat die Zisterzienser von Heiligenkreuz eingeladen, in Neuzelle eine Niederlassung zu eröffnen und sich dafür persönlich stark engagiert. Nun freut er sich, diesen historischen Augenblick mitzuerleben. Er habe einige neue Helfer gefunden, um die Menschen in dieser weitgehend entchristlichten Region wieder an Gott zu erinnern und mit ihm in Berührung zu bringen, sagt der Bischof in einer kurzen Ansprache während der ersten Vesper mit den Ordensleuten in der Neuzeller Stiftskirche.
Der heutige Tag schreibt Geschichte, ist der Neuzeller Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Thomas Pögel überzeugt. Er hofft, dass mit Unterstützung der Zisterzienser Neuzelle zu einem geistlichen Zentrum mit spiritueller Ausstrahlung wird. Bis zuletzt haben Thomas Pögel und andere Gemeindmitglieder gewirbelt und den Empfang der Zisterzienser vorbereitet, denn diese werden zunächst im katholischen Pfarrhaus wohnen. Wo das Kloster endgültig seinen Platz findet, ist noch eine der offenen Fragen. Dem Start des klösterlichen Lebens stand diese Frage aber nicht im Wege: Gleich am Montagmorgen versammelten sich die vier Patres in der Stiftskirche zu ihrer ersten Gebetszeit: den Vigilien um 5 Uhr morgens. Insgesamt gibt es nun täglich sieben Gebetszeiten und das Konventamt.
Fotos: Matthias Holluba
Die Mönche kommen
Ob es stimmen würde, dass die Mönche kommen, wurde einer der Zisterzienser vor einiger Zeit mit den Worten gefragt: „Was, echt?“ – die Mönche haben daraus diese Karte herstellen lassen: Vorderseite mit der Frage, auf der Rückseite stehen die Gebetszeiten und Kontaktdaten.
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