6. Januar 2015

Die heiligen drei Könige ziehen durch die Europastadt Görlitz-Zgorzelec

Es ist kurz vor Eins am Mittag, als sich immer mehr Menschen auf dem Görlitzer Marienplatz einfinden. Keine einzige Wolke verdunkelt den Himmel; einen Tag zuvor fegte ein Schneesturm durch die Stadt. Drei Kinder-Gruppen, gekleidet in rote, grüne und blaue Gewänder, haben sich zu Blöcken zusammengestellt. Je 100 Kinder, die aus verschiedenen Zgorzelecer Pfarreien kommen. Eine Blaskapelle aus Polen hat Aufstellung genommen. Vom Sandsteinrelief am Dicken Turm schauen Maria und das Jesuskind zur Bühne herunter. Um dieses Kind geht es auch bei dieser Großveranstaltung, zu der etwa 1.500 Menschen gekommen sind, viele von ihnen sind aus Zgorzelec. Dort ist Feiertag. Priester und Gläubige aus beiden Teilen der Stadt begrüßen sich. Sie kennen sich von Fronleichnamsfeiern oder anderen gemeinsamen Veranstaltungen.

Bischof Wolfgang Ipolt spricht zu dieser Zeit noch in ein Mikrophon, vor einer Kamera des mdr-Fernsehens – des „Sachsenspiegel“. Um 19 Uhr wird gesendet. Es geht die Botschaft von Görlitz aus, dass der europäische Gedanke nicht nur angekommen ist, sondern gelebt wird. Trotz sprachlicher Verständigungsschwierigkeiten wird hier etwas gemeinsam getan. „Die Ängste, die bei Menschen vorhanden sind, kann man durch eine solch frohe Veranstaltung überbrücken“, sagt der Bischof, der hinsichtlich von Fremdenfeindlichkeit darauf hofft, dass „die nächste Generation solche Sorgen nicht haben muss“.

Eine Gruppe aus deutschen und polnischen Kindern singt auf der Bühne vor dem Turm gemeinsam Lieder, im Wechsel auf Deutsch und Polnisch, zwischendrin lateinisch das „Gloria in excelsis Deo“ – Ehre sei Gott in der Höhe – den ersten Teil der Weihnachtsbotschaft und Voraussetzung für das, was danach kommt: et in terra pax hominibus – und den Menschen Frieden auf Erden.

Bischof Ipolt geht auf die Bühne, spricht ein Grußwort im Wechsel deutsch und polnisch, erteilt den Segen:  „Liebe Freunde! Im Namen der Vorbereitungsgruppe und auch im Namen von Bischof Zbigniew aus Legnica heiße ich euch alle herzlich willkommen! Ich wünsche euch allen einen guten Weg von Görlitz nach Zgorzelec. Tragt die Freude über die Geburt Christi in unsere Stadt. Dazu gebe ich euch gern meinen Segen und werde euch bis zur Brücke über die Neiße auch noch ein Stück begleiten. Drodzy wierni! W imieniu grupy przygotowawczej, a także w imieniu biskupa Legnickiego Zbigniewa serdecznie was wszystkich witam! Życzę wszystkim dobrego kolędowania, idąc z Görlitz do Zgorzelca. Byście radość z narodzin Chrystusa nieśli jeszcze obficiej, przyjmijcie moje błogosławieństwo. A ja będę wam towarzyszył do mostu staromiejskiego i po części, po drugiej stronie Nysy.”, so Bischof Ipolt unter anderem.

Eine Szene aus der Weihnachtsgeschichte wird dargestellt. Die Mitarbeiterin des Görlitzer Zoos hat Mühe, den unruhigen Esel zu bändigen. Schließlich gelingt es ihr, das Tier zahm vor Maria und Josef herlaufen zu lassen. Der Zug setzt sich in Bewegung, Steinstraße, Obermarkt, Brüderstraße, Untermarkt, am Rathaus vorbei. Oberbürgermeister Siegfried Deinege läuft im Zug neben seinem Zgorzelecer Kollegen, Bürgermeister Rafal Gronicz. Weiter geht es die Neißstraße entlang. Wenige Meter nach deren Ende, hinter der Altstadtbrücke, hält der Zug am Zgorzelecer Postplatz. Dort wird eine weitere Weihnachtszene gespielt. Die heiligen drei Könige ziehen weiter, zur nächsten Station. Am Kulturhaus von Zgorzelec, dem „Dom Kultury“ endet der Zug.

ORSZAK TRZECH KRÓLI – (Zug der Könige) heißt eine schon länger bestehende Initiative der katholischen Kirche in Polen. Jeweils am 6. Januar ziehen Tausende von Menschen, angeführt von den Heiligen Drei Königen, durch die Straßen ihrer Städte, singen und beten an einzelnen Stationen. Dort werden Szenen der Weihnachtsgeschichte dargestellt. Den Menschen soll damit die Geschichte von der Geburt Jesu nahegebracht werden. Im vorigen Jahr beteiligte sich erstmals die Stadt Zgorzelec an dieser Aktion. Beginn war auf der Brücke „Papst Johannes Paul II“, der Stadtbrücke. In vielen großen Städten Polens findet diese Aktion seit Jahren statt, auch in anderen Ländern. Die Stadt Görlitz ist jedoch die erste in Deutschland, die sich daran beteiligt hat.

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