Bischof Wolfgang Ipolt übergab gestern im St. Johannes-Haus in Cottbus, im Rahmen eines Pressegespräches, einen Scheck in Höhe von 10.683 Euro an Caritasdirektor Bernhard Mones. Das Geld kommt über das neue Projekt der Caritas HOT Haushaltsorganisationstraining) Menschen zugute, die in nicht intakten Familienverhältnissen leben. Die Ausbildung von fünf Familientrainern kann damit fast vollständig finanziert werden. Die Lehrgangsgebühren für eine der künftigen fünf Trainerinnen kostet: 2.786,00 €.
Caritasdirektor Mones sagte: „Ich freue mich, dass im Bistum Görlitz so viel Geld für unser neues Angebot zusammen gekommen ist! Damit können wir die Ausbildung unserer fünf Mitarbeiter zunächst verauslagen. Wir sind in Verhandlungen der Jugendämter der Kreisfreien Stadt Cottbus sowie der Landkreise über den Abschluss von Leistungsvereinbarungen dieser erzieherischen Hilfen. Unsere Mitarbeiterinnen sind seit September 2016 etwa alle zwei Monate in Berlin zur Ausbildung als Haushaltstrainer. In insgesamt sieben Modulen zu drei Tagen – jeweils von Donnerstagnachmittag bis Sonnabendmittag – bereiten sie sich auf ihre neue Aufgabe vor. Während ihrer beruflichen Arbeit kommen sie mit ihren künftigen Aufgaben schon jetzt in Berührung und können das in der Theorie erworbene Wissen auf ihre praktische Relevanz überprüfen. Wir rechnen damit, dass unsere Mitarbeiter im Oktober 2017 ihre Ausbildung erfolgreich abschließen werden, um danach in den Familien bei der Bewältigung des Alltags helfen zu können.“
Der Caritasdirektor informiert, dass derzeit die Verhandlungen mit den Jugendämtern in den Landkreisen laufen, die diese Familienhilfe in der Regel finanzieren. Die Wirksamkeit von HOT sei bereits durch eine Evaluation im Jahr 2012 nachgewiesen worden. In Ostdeutschland ist das Bistum Görlitz Vorreiter in Sachen HOT. Bisher gab es dieses Angebot nur in Rostock, das jedoch zum Erzbistum Hamburg gehört.
Der Großteil des Geldes wurde bei der Bistumswallfahrt am 4. September 2016 im Geistlichen Zentrum des Bistums, Neuzelle, für das Projekt „HOT“ (Haushaltsorganisationstraining) gespendet.
Bischof Ipolt geht in dem Pressegespräch auf das von Papst Franziskus initiierte Jahr der Barmherzigkeit ein, in dem verschiedene Initiativen gestartet wurden. Der Bischof erläutert den Hintergrund, wie es zur Zuwendung der Kollekte der Bistumswallfahrt 2016 und des Opferstocks in der Stiftskirche Neuzelle in diesem Zeitraum kam. Er sagte unter anderem: „Als die Kirche im vierten Jahrhundert die Freiheit der Religionsausübung erhielt, Kaiser Konstantin als Stichwort, da war das Auffälligste und das Neue an dieser kleinen Glaubensgemeinschaft (man muss sich mal vorstellen, im Römischen Reich hatte die Kirche ungefähr acht Prozent der Einwohner, etwas mehr als wir heute hier), es war also eine kleine Schar von Gläubigen, die diesem Christus folgten und plötzlich durch den Kaiser die Freiheit der Religionsausübung nach 300 Jahren der Christenverfolgung erhielten. Das Auffälligste an ihrer Bedeutung war ihr Verhalten zu den Armen und Schwachen der damaligen Gesellschaft“.
Der Bischof zitiert den Römischen Kaiser Julian Apostata: „Begreifen wir denn nicht, dass das gottlose Christentum am meisten gefördert wurde, durch seine Menschlichkeit gegenüber den Fremden. Diese gottlosen Galiläer (Anmerkung: damit sind die Christen gemeint) ernähren außer ihren eigenen Armen auch noch die unsrigen. Die Unsrigen aber ermangeln offenbar unserer Fürsorge.“
„Seid barmherzig wie es euer Vater im Himmel ist“, zu diesem Bibelwort sagt der Bischof: „In diesem Jahr der Barmherzigkeit sind ganz besonders die Werke der Barmherzigkeit neu zum Leuchten gebracht worden. Wir haben uns in unserem Bistum überlegt, dass dies auch ein bisschen handgreiflich werden sollte. Im vergangenen Jahr wurden die Bistumswallfahrt unter die Thematik gestellt, die große Kollekte der Bistumswallfahrt, aber auch diese monatlichen Treffen der kleineren und größeren Gruppen von Gläubigen in Neuzelle. Es hat während des ganzen Jahres der Opferstock an der Heiligen Pforte gestanden, der daran erinnert sollte, ich kann mich beteiligen an einer Aktion der Menschlichkeit“. Es hätten sich auch Nichtchristen an der Spendenaktion beteiligt, beispielsweise Touristen, welche die Stiftskirche besucht haben. Sie wollten dieses Anliegen unterstützen.
„Das Geld ist nicht nur für uns, sondern wird in die Gesellschaft wirken, wirkt nach außen. Es ist eine der Früchte des Jahres der Barmherzigkeit. Man darf Gutes tun und auch darüber sprechen“, sagte Bischof Ipolt in dem Gespräch.
Caritasdirektor Mones sagt: „Wir als Caritas versuchen dort Hilfe zu leisten, wo Hilfe notwendig ist, die Menschen zu unterstützen. Es gibt auch durch Entwicklungen des Caritasverbandes schon seit 2006 ein Konzept, Familien sehr direkt und praktisch zu unterstützen. Familien, die in einer besonderen Notlage sind, das können Problembündel sein, aber auch einzelne Aspekte, führt dazu, dass Kinder nicht ausreichend versorgt und unterstützt werden. Genau an dieser Stelle wurde das Konzept eines HOT entwickelt, der Familien lebenspraktisch unterstützt in der Haushaltsführung, wie gehe ich mit Geld um, wie sortiere ich die Wäsche, wann wasche ich diese, wann wird gebügelt, was braucht mein Kind für Impfungen, was braucht mein Kind zur Versorgung, wie muss ich den Alltag gestalten, damit mein Kind pünktlich in der Schule oder Kita ist etc. Es ist von außen nicht immer leicht vorstellbar, aber es gibt Familiensituationen, wo solche einfachen banalen lebenspraktischen Dinge nicht mehr gut funktionieren.“
Abteilungsleiter für Soziales beim Diözesancaritasverband, Torsten Bognitz, erläutert das Konzept: „HOT ist gewissermaßen in normalen, in ganz gewöhnlichen Familienverhältnissen Lebenden eigentlich überhaupt kein Nachdenken wert. Jeder, der in intakten Familienverhältnissen lebt, der weiß, dass er sein Geld einteilen muss, der weiß, dass er einkaufen gehen muss, um Nahrung zuzubereiten, der weiß, dass er Wäsche waschen muss, wenn sie schmutzig ist, um wieder neue tragen zu können“. Möglichst vielen Menschen, die das nicht oder nicht mehr können, soll mit HOT geholfen werden.
Zum Hinweis, dass solche Leistungen (noch) nicht im Gesetz stehen, sagt Bischof Ipolt: „Wir können sagen: Kirche ist auch dafür da, wir sind dazu da, diese Lücken des Gesetzes zu füllen. Wir machen an der Stelle etwas, an der die Gesetzgebung bisher noch nicht gedacht hat“.
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