Von einer Wand in der Pfarrkirche St. Benno in Spremberg, neben dem Altarraum, schaut der Heilige Benno herab. Er ist aus Holz. Unter ihm ist für die heutige Feier eine Tafel aufgestellt worden. Drei Gebiete sind mit unterschiedlichen Farben dargestellt, darauf drei Schilder: Pfarrei „Corpus Christi Döbern“, steht auf einem, „Heiligstes Herz Jesu Forst“auf dem zweiten und auf dem dritten: „St. Benno Spremberg“. Bischof Wolfgang Ipolt feiert gemeinsam mit Pfarrer Daniel Laske und dem langjährigen Pfarrer in Forst, Bernhard Walter, sowie mit etwa 160 Gläubigen die Eucharistie. Gleich am Anfang entfernt Rudolf Schulze die drei Schilder und ersetzt es durch ein großes. Auf dem ist der heilige Benno dargestellt, darunter die Schrift: „Pfarrgemeinde St. Benno Spremberg – Forst – Döbern“. Danach verliest der Bischof das von ihm unterzeichnete Dekret, in dem es unter anderem heißt:
„Die Katholischen Pfarreien Corpus Christi Döbern, Heiligstes Herz Jesu Forst und St.
Benno Spremberg, die zugleich Kirchengemeinden sind, werden zum 16. Juni 2016 aufgehoben und gemäß can. 121 CIC als Katholische Kirchengemeinde und Pfarrei St. Benno Spremberg neu errichtet.
2.
Die neue Pfarrei und Katholische Kirchengemeinde St. Benno Spremberg ist Gesamtrechts-
nachfolgerin aller Vermögenswerte, Rechte und Verbindlichkeiten der aufgelösten Kirchen-
gemeinden Corpus Christi Döbern, Heiligstes Herz Jesu Fors t und St. Benno Spremberg.
3.
Das Gebiet der neuen Pfarrei und Katholischen Kirchengemeinde St. Benno Spremberg um-
fasst die bisherigen Gebiete der Pfarreien und Kirchengemeinden Corpus Christi Döbern,
Heiligstes Herz Jesu Forst und St. Benno Spremberg.
4.
Pfarrkirche der neuen Pfarrei ist die auf den Titel St. Benno geweihte Kirche. Weitere Kirchen sind Corpus Christi in Döbern, Heiligstes Herz Jesu in Forst, St. Joseph in Bloischdorf und St. Michael in Schwarze Pumpe.“…
Weiterhin ist in dem Dekret geregelt, was mit den Kirchenbüchern der ehemaligen Pfarreien Forst und Döbern geschieht, sowie mit deren Siegeln. Verwendet werden dürfen sie nicht mehr, denn diese Pfarreien sind jetzt mit der Pfarrei in Spremberg eine, die St. Benno-Pfarrei. Zur Gabenbereitung werden drei identisch aussehende Kerzen zum Altar gebracht, von jeweils einem Vertreter der drei Pfarreien. Pfarrer Laske entzündet sie vor dem Altar; nach dem Gottesdienst werden zwei davon nach Döbern und Forst mitgenommen. Sie sollen ein Zeichen sein für Gemeinsames. Der Bischof zeichnet in seiner Predigt zunächst die Zeit nach, in der Vertriebene in das jetzige Pfarrgebiet kamen und Gemeinden, dann Kirchen, entstanden. Die Zahlen sind rückläufig, darauf müsse reagiert werden. Der Bischof sagte: „Dieser Sonntag, an dem wir die Pfarrei St. Benno neu umschreiben und zugleich die beiden kleineren Pfarreien auflösen macht uns deutlich, dass die Kirche unterwegs ist, dass sie ihren Dienst immer wieder der Wirklichkeit anpassen muss.“ Und: „Die Kirche geht ihren Weg immer in einer konkreten geschichtlichen Stunde. In diese Stunde hat uns Gott gestellt. Da wir als Christen nicht an Zufälle glauben, sondern vielmehr annehmen, dass Gottes Vorsehung gewollt hat, dass wir heute – in dieser konkreten Gegenwart – seine Diener sind, Kirche bauen, darum gilt es, zuversichtlich auch diese Gegenwart mit ihren Herausforderungen anzunehmen. Paulus hat das in der heutigen Lesung aus dem 2. Korintherbrief so ausgedrückt: „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung.“ (2 Kor 6,2). Er meint damit kein bestimmtes Datum – er meint seine konkrete Gegenwart, in der es gilt, den Willen Gottes zu erfüllen und dazu ermutigt er seine Gemeinde in Korinth.“
Für die Katholiken in dem neuen Pfarrgebiet ist nun die Zeit da, Wege gemeinsam zu gehen, sich besser kennenzulernen und alles zu unternehmen, damit möglichst alle mitgenommen werden in diesen Prozess des Zusammenwachsens. Im Anschluss an die Heilige Messe, nach einem Glas Erfrischung und Gesprächen, spricht der Bischof mit den neu gewählten Mitgliedern von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat im Pfarrheim nebenan. Er hat ein Geschenk dabei, das er vom Bennofest aus Leipzig mitgebracht hat: den neuen Bennofilm mit dem Titel „Der ewige Pilger – Bischof Benno von Meißen“ auf DVC, ganz frisch gepresst und bei „vivat“ erhältlich.
Bevor Bischof Ipolt weiterfährt, begegnet ihm Benno persönlich. Seine Mutter hält den acht Monate alten Jungen auf dem Arm. Ob er einmal Bischof wird? Ministrant in einigen Jahren? Und ob dann am Altar noch so viele Ministranten sein werden wie heute? Der jetzt noch kleine Benno wird später zu der kleinen Schar gehören, die Kirche weiterträgt. Und es wird auch dann noch gelten, was der Bischof in seiner Predigt weiterhin sagte: „Wir kommen zusammen – ob im Gottesdienst oder einer kleinen christlichen Gemeinschaft (Gruppe) der Pfarrei um uns gegenseitig im Glauben zu stärken, auch miteinander zu beten, in der Heiligen Schrift zu lesen. Zu solcher Stärkung kann aus meiner Sicht jeder etwas beitragen – nicht nur der Pfarrer oder ein hauptamtlicher Mitarbeiter. Wir können – so seltsam das klingen mag – oft auch einander Seelsorger sein. Das sollten wir nicht unterschätzen!“
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