Der Heilige Geist war heute in aller Munde, in der Kathedrale St. Jakobus in Görlitz. Er wurde besungen, über ihn wurde geredet, zu ihm wurde gebetet. Am Vormittag kam er im Sakrament der Firmung auf 39 Jugendliche und zwei Erwachsene herab. Dies sei „ein Augenblick, der Kirche aufbaut, sie stärkt“, sagte Bischof Wolfgang Ipolt, als er die vielen hundert Christen begrüßte, die das Gotteshaus bis in den letzten Winkel gefüllt haben. Ein Jahr lang hatten sich die jugendlichen Firmbewerber auf diesen großen Tag vorbereitet, im Don-Bosco-Haus in Neuhausen waren sie, erlebten in Diakonaten die soziale Seite von Kirche und Caritas, als liebende Zuwendung. Und sie waren in katholischen Familie innerhalb der Pfarrei Heiliger Wenzel in Görlitz und Umgebung unterwegs und sollten dort gelebten Glauben kennenlernen. Viele der Firmlinge sind polnische Katholiken, die in Görlitz leben. Die erste Lesung trug ein Firmbewerber in polnischer Sprache vor. Der Bischof erinnerte in seiner Predigt, die er im Wechsel auf Deutsch und Polnisch hielt, an die Entwicklung des Menschen vom ersten Schrei nach der Geburt, über das erste Wort, bis zum Erlernen der Sprache. Man müsse auch die Sprache des Glaubens erlernen, meint der Bischof und nennt das Pfingsterlebnis der Apostel. Die hatten sich versteckt, hinter verschlossenen Türen in Angst gelebt. Pfingsten „finden sie die Sprache wieder, da sie offen waren für den Heiligen Geist. Das hat ihr Leben grundlegend verändert und sie konnten mutig zu den Menschen sprechen“, so der Bischof und: „Sprechen haben wir gelernt, das Problem ist der Inhalt der Reden“. Mitunter habe man – und gebe man – keine Antworten, schäme sich für seinen Glauben. Sprechen ist „Ausdruck der Gemeinschaft der Menschen untereinander. Sprechen kann die Gesellschaft aufbauen, sie fördern oder aber sie zerstören. Gottes Geist soll bestärken zu gutem Reden“, sagt der Bischof, der den Firmlingen das folgende kurze Gebet zum heiligen Geist mit auf ihre Lebenswege gibt, das sie allzeit begleiten möge: „Komm, heilige Geist!“
In einer Pontifikal-Vesper gratulierte Dompropst Hubertus Zomack den Anwesenden zum Geburtstag. Denn „Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche – und Kirche sind wir“, sagte er. „Die Einheit im Geist bedarf des Friedens der Glaubenden untereinander“, mahnt Zomack. Diese Einheit im Geist sei leider noch nicht verwirklicht, Kirche, aus lebendigen Steinen, sei immer zu reformieren. „Dafür sorgt der Heilige Geist – wir müssen aber mittun, durch unser Leben als Christen“.
In dieser Pontifikal-Vesper wurde Dr. Joachim Giela, der Visitator für die Priester und Gläubigen aus dem ehemaligen Erzbistum Breslau und den ehemaligen Generalvikariaten Branitz und Glatz als Ehrendomkapitular im Domkapitels zum heiligen Jakobus in Görlitz installiert. Die Aufnahme in das Domkapitel erfolgt, indem der Ernannte bei seiner Installierung sein Ernennungsdekret vorlegt. Dies tat er, nachdem er die Insignien des Görlitzer Kapitels erhalten hatte. Im Dekret des Bischofs heißt es:
„Herr Dr. Giela ist durch seine Tätigkeit dem Bistum Görlitz seit langem verbunden. In seiner Person wird sowohl die Seelsorge an Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern aus Schlesien als auch das kirchliche Wirken für die gemeinsame Verständigung zwischen dem polnischen und deutschen Volk im Görlitzer Domkapitel präsent und gewürdigt.“
Pfingsten spielt im Leben von Joachim Giela eine besondere Rolle. Pfingstsonntag im Heiligen Jahr 1975 wurde er zum Priester geweiht; dieser Tag war sein Geburtstag. Einen Tag später, feierte er, am 50. Geburtstag seiner Mutter, Primiz. Und nun ist es wieder Pfingsten, da er als Ehrendomkapitular in das Görlitzer Domkapitel aufgenommen wird. Das Gebet: „Komm, Heiliger Geist – Veni sancte spiritus“, gehört seit vielen Jahrzehnten zum täglichen Aufstehen von Joachim Giela dazu. „Ohne den Heiligen Geist könnte ich mir schlecht vorstellen, dass ein Priester handeln kann“, sagt Dr. Giela.
Zurück