19. März 2020

Bischof Wolfgang Ipolt wendet sich angesichts der Corona-Pandemie an die Gläubigen

 

 

Wolfgang Ipolt
Bischof von Görlitz

 

 

 

Görlitz, 19.03.2020

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

liebe Mitbrüder,

innerhalb weniger Tage wende ich mich nun zum zweiten Mal an Sie. Wie Sie wissen, hat sich die Lage zugespitzt, so dass die Bundesregierung und alle Landesregierungen es für nötig halten, dass nun auch alle öffentlichen Gottesdienste in Kirchen verboten werden müssen, um die schnelle Ausbreitung der Pandemie zu verlangsamen und möglichst aufzuhalten. Es fällt mir sehr schwer, Ihnen das mitteilen zu müssen. Es ist dies ein schmerzlicher Einschnitt in das Leben jedes Christen, insbesondere weil die sonntägliche Eucharistie und die liturgischen Feiern für uns das Herzstück katholischen Lebens sind und das Osterfest unmittelbar bevorsteht.

Dennoch müssen wir aus Verantwortung und in Solidarität mit allen Menschen zum gegenwärtigen Zeitpunkt dieser Anordnung Folge leisten und uns strikt daran halten. Unsere Bundeskanzlerin hat dazu am 18. März 2020 eine eindringliche und mahnende Rede gehalten. Wir müssen uns jetzt auf die Wissenschaftler verlassen, die sehr nachdrücklich zu diesem Schritt der Vermeidung von allen nicht notwendigen sozialen Kontakten geraten haben. Auch viele andere öffentliche Gebäude und Institutionen werden geschlossen, um größere Menschenansammlungen zu verhindern und so der Ansteckungsgefahr zu wehren.

Liebe Schwestern und Brüder,

Ich bin überzeugt: Gott kann uns auch durch diese schwierige Situation etwas zeigen. Das kann in gewisser Hinsicht sogar ein Lernprozess für uns alle sein. Davon möchte ich sprechen, weil es wichtig ist, sich in der jetzigen Situation den Blick auf Gott nicht verstellen zu lassen durch eine uns lähmende Angst oder gar eine falsche Panik. Was können wir in diesen Tagen lernen?

•    Die Familien rücken jetzt näher zusammen. Gerade weil öffentliche Veranstaltungen nicht möglich sind, verbringen jetzt Eltern und Kinder viel Zeit miteinander. Das ist für viele eine Herausforderung und vielleicht sogar eine Geduldsprobe, kann aber auch den Gemeinschaftssinn stärken und manches gute Gespräch ermöglichen, was wir vielleicht lange aufgeschoben haben. Diese Situation kann auch das Familiengebet neu möglich machen. Ich bitte Sie: Beten Sie in den Häusern um ein Ende der Pandemie. Beten Sie auch für die Ärzte und das Pflegepersonal, das jetzt über Gebühr beansprucht wird. Ich tue das ebenso mit Ihnen. Ein Beispiel für ein solches Gebet finden Sie auf der Homepage unseres Bistums.

•    Es kommt jetzt auf uns selbst an, den Sonntag zu gestalten. Ich bitte Sie, die Möglichkeiten der Medien zu nutzen und am Radio, Fernsehen oder im Internet an einer Hl. Messe teilzunehmen. Zünden Sie eine Kerze dazu an und feiern Sie einfach die Hl. Messe auf andere Weise mit. Da Sie den Herrn nicht sakramental empfangen können, ist eine geistliche Kommunion aber möglich, durch die Sie Gemeinschaft mit ihm suchen. Ein gutes Kommuniongebet aus dem „Gotteslob“ (z. B. Nr. 6, 4 oder 8, 2) ist dabei hilfreich. Ich werde an den kommenden Sonntagen jeweils um 10:00 Uhr eine Hl. Messe in Görlitz feiern, die Sie über Livestream empfangen können. (Beginn ist am 22. März 2020.) Auch die Mönche aus Neuzelle übertragen am Sonntag um 17:00 Uhr eine Hl. Messe und täglich um 19:15 Uhr den Rosenkranz und die Komplet. Weitere Angebote für die Übertragung von Messfeiern finden Sie auf der Homepage unseres Bistums.

Unsere Kirchen bleiben geöffnet, solange es die je aktuelle Situation zulässt; dort können Sie zum Gebet einkehren und die persönliche Begegnung mit dem Herrn suchen.

•    In der Gefahr einer schweren Krankheit, die derzeit alle Menschen betrifft, wird manches zweitrangig, was wir sonst für wichtig halten. Wir werden auf uns selbst und auf Gott zurückgeworfen. Wir sehen das Wesentliche deutlicher. Das halte ich schon jetzt für eine Frucht dieser Tage. Als gläubige Menschen dürfen wir uns dabei an das Wort des Apostels erinnern: „Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn.“ (Röm 14, 7f.) Das darf und soll uns eine zuversichtliche Gelassenheit aus unserem Glauben heraus geben, mit der wir auch die augenblickliche Pandemie bewältigen können.

Liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst,

da öffentliche Gottesdienste mit der Gemeinde jetzt nicht möglich sind, bitte ich Euch ausdrücklich, privat zu zelebrieren (vgl. CIC can. 904) und die Hl. Messe stellvertretend für die Euch Anvertrauten zu feiern. Wir feiern ja die Eucharistie immer „in persona Christi capitis“ (in der Person Christi des Hauptes) und „in nomine ecclesiae“ (im Namen der Kirche). In der jetzigen Lage wird dies für jeden von uns noch einmal existentiell erfahrbar. Auf diese Weise tragen wir alle Anliegen und Sorgen der Menschen vor den Herrn und verbinden uns mit dem Opfer Christi, der für alle den Weg des Leidens gegangen ist.

Liebe Schwestern und Brüder,

im Vertrauen auf Gott bete ich in diesen schweren Tagen mit Ihnen um ein Ende der Pandemie, insbesondere für diejenigen, die davon in irgendeiner Weise betroffen sind.

Es segne und bewahre euch vor Krankheit und Leid der allmächtige Gott, der Vater + und der Sohn und der Heilige Geist.

In der Liebe Christi verbunden grüßt euch,

Euer Bischof

+ Wolfgang

 

Den Brief des Bischofs als *pdf-Dokument finden Sie hier.

Das Gebet während der Corona-Pandemie finden Sie hier.

 

 

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