Am gestrigen Montagabend, den 1. September, haben die drei sächsischen katholischen Bischöfe Heinrich Timmerevers (Bistum Dresden-Meißen), Wolfgang Ipolt (Bistum Görlitz) und Dr. Gerhard Feige (Bistum Magdeburg) gemeinsam zum Jahresempfang nach Dresden eingeladen. Die Bistümer aller drei Bischöfe umfassen Gebietsanteile des Freistaats Sachsen.
An dem jährlich stattfindenden Abend, zu dem zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft ins Haus der Kathedrale gekommen waren, nahmen in diesem Jahr neben Ministerpräsident Michael Kretschmer und Landtagspräsident Alexander Dierks über 200 Gäste teil. Ausgerichtet wurde der Abend über das Katholische Büro Sachsen.
Mit einem Abendlob in der Kathedrale Sanctissimae Trinitatis – musikalisch gestaltet von den Dresdner Kapellknaben – wurde der Jahresempfang eröffnet. Im Namen der gastgebenden Bischöfe sagte Bischof Heinrich Timmerevers: „Unser Jahresempfang ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs – gerade, weil wir überzeugt sind, dass unsere Gesellschaft solche Räume dringend braucht. Angesichts eines wachsenden Individualismus ist es unsere gemeinsame Aufgabe, Verbindungen zu pflegen und neu in den Mittelpunkt zu rücken.“ Der Bischof nahm in diesem Zusammenhang auch den Wert von Bündnissen in den Blick: „Das biblische Bild des ‚Bundes‘ erinnert uns daran, wie wichtig Verlässlichkeit, Treue und die Bereitschaft zu wechselseitiger Verantwortung sind – in Kirche, Staat und auch in der internationalen Politik. Es braucht daher unsere gemeinsame aber auch persönliche Anstrengung, den Bündnisgedanken wieder zu stärken.“ Zugleich verwies Bischof Timmerevers auch auf das 30-jährige Bestehen des Staatskirchenvertrags zwischen dem Freistaat Sachsen und dem Vatikan im kommenden Jahr.
Bischof Ipolt fragte die Gäste des Abendlobes in seiner Ansprache an: „Das ist die große Herausforderung für jeden von uns: Wie steht es mit meiner Antwort auf dieses Bundesangebot Gottes? Wie steht es mit meiner Bindung an IHN? Ich glaube, dass die Väter und Mütter des Grundgesetzes diesen Zusammenhang meinten, wenn sie in der Präambel formuliert haben: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen hat sich das deutsche Volk dieses Grundgesetz gegeben“ Es stimmt: Wer mit Gott im Bunde bleibt, der wird auch alles für die Würde des Menschen tun“. Seine Ansprache kann hier in voller Länge nachgelesen werden.
In seinem Grußwort an die Anwesenden sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer beim anschließenden Empfang im Haus der Kathedrale: „Die Kirche trägt durch ihre Einrichtungen und Gliederungen wesentlich zur Gesellschaft bei. In Zeiten raschen gesellschaftlichen und politischen Wandels nimmt sie als Wertevermittlerin eine besondere Rolle ein. Wenn wir uns unsere gemeinsamen Werte und die Grundlagen unseres Zusammenlebens vor Augen führen, gewinnen wir Orientierung, Stabilität und Gemeinschaft. Dafür bin ich der Kirche dankbar.“
Den inhaltlichen Höhepunkt des Abends bildete der Vortrag von Prof. Dr. Martin Selmayr, seit 2024 Botschafter der Europäischen Union beim Heiligen Stuhl und bei den Vereinten Nationen in Rom. Als wissenschaftlicher Direktor des Centrums für Europarecht ist er ehrenamtlich an der Universität Passau tätig. Seinen Vortrag stellte er unter den Titel „Eine dauerhaft gerechte Welt in unsicheren Zeiten. Was können Bündnisse und Diplomatie heute leisten?“ Er griff damit ein angesichts der vielfältigen geopolitischen Verwerfungen unserer Zeit hochaktuelles Thema auf. In der internationalen Politik blickt Prof. Selmayr auf langjährige Erfahrung zurück. So war er beispielsweise Kabinettschef des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Jucker und Generalsekretär der Europäischen Kommission in Brüssel.
Bilder: Michael Baudisch / Rafael Ledschbor
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