29. Juli 2017

Konservativ wird zum Stigma – ein Lebensretter kritisiert

Konservativ wird zum Stigma

Der ehemalige Pfarrer und emeritierte Domkapitular Herbert Pollack ist mit dem Umgang einiger Medien mit dem Begriff konservativ nicht einverstanden. In einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung TAG DES HERRN erklärt er die Gründe. Auf dieser Seite wurde das Gespräch um die Fragen zur „Ehe für alle“ erweitert.

Wer nicht dem flüchtigen Zeitgeist folgt ist konservativ und damit hinterher – trifft diese These Ihre Kritik?

 Es regt mich auf, dass man Kardinal Joachim Meisner in den Nachrufen einiger Medien als konservativ abstempelt und dieses Wort bei ihm als etwas Negatives verwendet. Es wird im selben Atemzug seine strikte Ablehnung von Abtreibung erwähnt, als Form seiner konservativen Einstellung. Inzwischen ist es schon fast so, wie es in der Sowjetunion praktiziert wurde, als wir die Stiftung zum „Schutz des ungeborenen Lebens“ gegründet haben: Abtreibung ist dort eine Form von Familienplanung gewesen. In der Wertevorstellung in unserem Land scheint sich diese Einstellung auch breit zu machen. Es wird kaum erwähnt, geschweige denn betont, dass Abtreibung vom Gesetzgeber her verboten ist und einen Straftatbestand darstellt. Nur unter bestimmten Bedingungen ist Abtreibung per Gesetz straffrei. Das ändert nichts an meiner Auffassung, dass das Leben von Anfang bis zum Ende zu schützen ist, ohne Wenn und Aber. Das jedoch wird in unserer Gesellschaft, so mein Eindruck, immer weniger wahrgenommen. Zumindest erscheint es nicht in der öffentlichen Wertevermittlung. In vielen Medien vermisse ich Informationen und Diskussion darüber.

Aber im Grundgesetz steht der Schutz menschlichen Lebens ganz vorn?

Das ist wohl wahr, aber dennoch dürfen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche kleine Menschen getötet werden. Die Ultraschallbilder zeigen keine undefinierbaren Zellklumpen, sondern kleine Menschen, deren schlagende Herzen zu sehen sind. Es wächst ein unverwechselbares Individuum heran, das einzigartig ist, auch in seiner Würde. Dennoch darf es zerstückelt, darf es getötet werden – und das auf Krankenkassenkosten. Und wer das als Übel und Unrecht brandmarkt, wird mit dem Begriff konservativ in eine Ecke gestellt, in die er nicht gehört. Darüber muss geredet werden, das Thema gehört in die Mitte der Gesellschaft. Und: Dieses Übel muss weitestgehend abgestellt werden, denn: Die Würde, die Gesundheit und das Leben des Menschen ist hier aufs Gröbste angetastet, vor allem derjenigen, die sich nicht wehren können – und der Mütter im Übrigen auch.

Wie kann in solchen Situationen besonders den zuerst und direkt Betroffenen, den werdenden Müttern, geholfen werden?

In St. Petersburg kümmert sich die Caritas mit dem Projekt „Lebensschutz“ vordergründig um die jungen Mütter, die alleingelassen sind mit ihrer Schwangerschaft. In Arztpraxen und auf Krankenstationen werden sie inzwischen an die Caritas verwiesen: Geht dorthin, dort wird euch geholfen.

 „Lebenswerte

zu konservieren,

sehe ich als

wichtige Aufgabe

von Seelsorgern

an.“

In Deutschland ist die materielle Unterstützung mehr gewährleistet und weitaus größer als in St. Petersburg. Dennoch konnten dort im Laufe der über zehn Jahre inzwischen über 500 Abtreibungen verhindert werden. Und es wurde den Müttern mit ihren Kinder auch nach den Entbindungen geholfen. Mütter wurden damit ebenso „gerettet“, denn schwere psychische Krankheiten sind mit solchen schwerwiegenden Eingriffen in das Leben der Mütter verbunden. Im reichen Deutschland sollte solche Hilfe mehr als in St. Petersburg möglich sein.

Inwieweit kann das Projekt in St. Petersburg Beispiel für Deutschland sein?

Aus „Schutz des ungeborenen Lebens“ wurde das Projekt „Mutter und Kind“. Die Caritas hat es ausgeweitet, indem versucht wird, das Umfeld mitzunehmen, Verwandte, Freunde, Bekannte. Alle, die helfen können und wollen, damit es den Müttern und Kindern gut geht.

Was bedeutet das praktisch?

Neben direkten Zuwendungen oder Patenschaften rufe ich vor Jubiläen dazu auf: Bringt mir keine Blumen oder Geschenke – ich habe alles! Blumen sollten wir besser in den Augen der Mütter blühen lassen und in denen der Kinder, die gerettet und betreut werden. Dies ist nach wie vor über die Stiftung „Leben retten“ möglich.

(Details zur Stiftung finden sich unter diesem Beitrag.)

Was ist daran konservativ?

Konservator (lateinisch) bedeutet Bewahrer. Wer menschliches Leben vom Anfang bis zu seinem Ende schützen will, darf dafür nicht beschimpft werden. Lebenswerte zu konservieren, sehe ich auch als wichtige Aufgabe von Seelsorgern an.

„Ehe für alle“ oder – konservativ: Ehe ist nur eine Verbindung zwischen Mann und Frau – ist das überholt?

Bei der „Ehe für alle“ geht es eigentlich nur um den Begriff Ehe, um den Namen, das Wort. Auch bei Lebenspartnerschaften können gleiche Rechte  gewährt werden, das kann ja alles sein, aber: Das hat nichts mit dem  Schutz von Ehe und Familie im Grundgesetz zu tun. Nur, wenn man jetzt denselben Begriff dafür verwendet, höhlt man das ursprünglich damit Gemeinte aus, den Begriff Ehe im Grundgesetz. Ehe wird vom Wort und seiner Bedeutung dann wertlos, weil beliebig – alles ist dann Ehe – und nichts ist Ehe dann noch. In einer Zeitung las ich: Ein Fahrrad hat auch Räder – es wird dadurch jedoch noch nicht zum Auto. Das Wort Ehe, den Begriff und Bedeutung, die die Verbindung von Mann und Frau, die für Nachwuchs sorgen können, für jede Gesellschaft hat – zu schützen, damit wird übrigens dem Konservativen laut Begriffsdefinition am meisten entsprochen, denn: Wenn jemand etwas konserviert, will er den Wert erhalten und vor dem Verderben schützen.

Das Grundgesetz hätte mit Ehe nicht nur Mann und Frau als Gemeinschaft gemeint – was ist davon zu halten?

Als dieses Gesetz entstand, stand Homosexualität noch unter Strafe.  Ohne das bewerten zu wollen, steht für mich damit jedoch fest: Das  können die Väter des GG nicht gemeint haben. Und heute zu argumentieren:  wir haben uns weiterentwickelt? Dann haben wir uns schlecht weiterentwickelt. Dann wird in der Gesellschaft ein wichtiger Wert in  Frage gestellt. Zumindest in der Formulierung. Darüber hinaus aus meiner  Sicht auch, was die Folgen dieses politischen Schnellschusses bedeuten  werden. Es geht dabei nicht darum, Menschen die eine andere Orientierung  haben, die wohl, so sagen es Mediziner und Forscher,  bereits von den  Erbanlagen her vorgegeben sei. Jegliche Diskriminierung oder gar Kriminalisierung solchermaßen veranlagter Menschen ist darum abzulehnen; dem ist entgegenzutreten. Doch darum geht es hier nicht. Der Text im  Grundgesetz zu Ehe und Familie können die Autoren von der Logik her nur im Zusammenhang gemeint haben: Mann plus Frau – daraus kann ein Kind entstehe und damit Familie im natürlichen Sinne.                                                                       Interview: Raphael Schmidt

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Zu dem Foto, welches das Thema illustriert: Matrjoschka sind aus Holz gefertigte und bunt bemalte, ineinander schachtelbare, eiförmige russische Puppen. Da sich in Russland gegen Ende des 19. Jahrhunderts zerlegbares  Spielzeug steigender Beliebtheit erfreute, fertigten Wassili Swjosdotschkin und Sergei Maljutin die Matrjoschkas in verschachtelter Bauweise an. Die Figuren sind auf den russischen Frauennamens „Matrjona“ zurückzuführen, der wiederum auf das lateinische matrona beziehungsweise mater für Mutter zurückgeht. Die mittlerweile aber vorwiegend weiblichen Figuren werden mit der kleinsten Puppe beginnend gefertigt. Hieran angepasst wird die jeweils nächstgrößere gedrechselt. Die hier abgebildeten Matrjoschkas sind ein Geschenk aus St. Petersburg.

 

 

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