3. Februar 2017

„Ich glaube, die Quelle alles Guten ist die Dankbarkeit“, sagt Jesuitenpater Willi Lambert vor Ordensleuten in Görlitz, am Tag des geweihten Lebens

„Ein herzliches Willkommen am Tag des geweihten Lebens, der bei uns zu einer Tradition geworden ist, gilt Ihnen allen. Jedes Jahr habe ich jemanden eingeladen, der uns geistliche Ermutigung zuspricht. Ich freue mich ganz besonders, dass Pater Willi Lambert heute bei uns ist. Ich kenne ihn schon länger, aus meiner Zeit in Erfurt. Er ist jetzt in Dresden. Manch einer von ihnen kennt ihn vielleicht durch Bücher, so über das Beten, über die Liebe zur Wirklichkeit“, sagt Bischof Wolfgang Ipolt am 2. Februar zu Ordensleuten aus dem Bistum, im St. Otto-Stift in Görlitz.

Die Hauptüberschrift über dem geistlichen Vortrag von Jesuitenpater Lambert „ist ein Zitat aus Jesaja; er sagt: Neues wird, merkt ihr es nicht? Die Richtung geht hin zu: Aufmerksam leben.  Bildhaft werde ich in dem Vortrag fünf Kerzen anzünden, nicht physisch, sondern gedanklich, mit Worten. Licht, das passt zum heutigen Tag, der früher Mariä Lichtmess hieß“, sagt der Pater und skizziert seinen Vortrag, folgendermaßen:

„Das erste wird tatsächlich das Wort Licht sein. Es erinnert daran, was das erste Wort Gottes , das erste biblisch dokumentierte, war. Es werde Licht! – im Buch Genesis. Die Bedeutung von Licht, in allen seinen Abwandlungen, angefangen von der Photosynthese, der Licht-Synthese, von der wir leben, besser durch die wir leben können, bis dahin, füreinander Licht zu sein. Stellt euer Licht nicht unter den Eimer, sondern auf den Leuchter! Macht Licht, macht es hell! Alfred Delp der am 2. Februar 1945 hingerichtet wurde, sagte: ,Wenn ein Mensch auch nur ein kleines Licht entzündet hat im Leben, dann hat sein Leben einen Sinn gehabt‘. Wir sollen Licht sein für die Welt, für die  Menschen, mit dem Wort des Evangeliums. Jesus sagt: ,Meine Worte sind Licht auf eurem Weg‘.  Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu schimpfen.

Ein zweites Licht: Wir haben ein Jahr, in dem wir der Reformation besonders gedenken. Ich betreue eine Reihe ,Ignatianische Impulse‘.  Gerade jetzt, im Januar, ist ein Buch erschienen: Martin Luther und Ignatius von Loyola, Entdeckung einer geistlichen Verwandtschaft. Die beiden waren sich spirituell viel näher, als man denkt. Und auch näher als auf der theologischen und kirchenpolitischen Ebene. Was ökumenisch bedeutsam ist: viele werden entdecken, das ist ja eindrucksvoll, was die beiden vom geistlichen Leben, das heißt vom Gebetsleben, von Glauben leben im Alltag,  an gemeinsamen Schnittmengen haben.

Das dritte Licht wird nochmals eine Erinnerung an das Jahr der Barmherzigkeit sein. Eine Zusammenfassung zu diesem Thema von mir steht auf diesen Blättern. Barmherzigkeit ist keine Überschuss-Frömmigkeit, die gutwillige Christen von sich absondern, sondern ist sogar die Quelle aller Gerechtigkeit. Denn wenn  man sich fragt, was wir an Gerechtigkeit haben, in Gesetzen, beispielsweise bei Sozialgesetzen, ist alles erwachsen aus der Wahrnehmung von Notsituationen, die den Menschen ans Herz gegangen sind und die nicht nur  Mitleidsgefühle haben, sondern die hingehen, zupacken, helfen.

Das vierte Licht ist die Einladung zur Stille, zum Lauschen als Vorbereitung, um überhaupt hören zu können. In einem Text eines Generaloberen an die Jesuiten, der Orden eher ein aktiv wirkender ist,  heißt es: Was wir vorrangig brauchen ist die Kultur der Stille. Wir werden total überflutet von einem Informations- und Nöte-Tsunami. Wir müssen still werden, um überhaupt hören zu können, wozu und wohin wir gerufen sind.

Die fünfte und letzte Kerze ist das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit, das heißt die Kultur der Wahrnehmung der Wirklichkeit und welche Botschaft hat sie für mich. Früher war der allgemeine Name dafür Gewissenserforschung. Wo man schaut, was läuft im Leben daneben. Wobei das Gebet der Aufmerksamkeit sich mehr noch von der Dankbarkeit speichert und speist: Was ist gut in meinem Leben, wofür kann ich dankbar sein. Unser Ordensgründer  Ignatius hat gesagt, er glaube – dann schreibt er in Klammern, (wenn nicht besser unterrichtete Theologen etwas anderes meinen), er glaube, dass die Quelle alles Guten die Dankbarkeit ist. Und die Quelle alles Negativen, Bösen, ist Undankbarkeit.  Dankbarkeits-Töter ist zunächst mal die Unaufmerksamkeit: Merkt ihr es nicht, merkt ihr es nicht? – Die Kultur der Wahrnehmung der Dankbarkeit und das vertrauensvolle nach vorne schauen – aus dieser Wahrnehmung wächst, wie ich mein Leben lebe.  Das finde ich das Schöne an dem Begriff Aufmerksamkeit, der hat ja zunächst mal die wahrnehmende oder kontemplative Dimension: Guck mal, sei aufmerksam! Aber es gibt in der deutschen Sprache auch die Redewendung: Jemandem eine kleine oder große Aufmerksamkeit erweisen. Wenn jemand sagt, das ist aber aufmerksam, das ist dann nicht so sehr die Mitteilung, eine reine Information, sondern dass einer etwas gemerkt hat bei einem Mitmenschen, etwas beachtet hat und einem etwas Gutes getan hat, jemandem eine Aufmerksamkeit erweist. Das verbinde ich dann mit dem Gedanken des Sonntags. Gebet der  liebenden Aufmerksamkeit: Ich gehe in gewissem Abstand zu meinem alltäglichen  Leben, was ein Akt der Freiheit ist, dass ich überhaupt noch aus dem Getriebe aussteigen kann. Es ist ein kontemplatives Geschehen: Schau mal, wie war dein Leben in der zurückliegenden Woche. Es ist Dank und Feier.  Ruhe dich aus, freue dich, schöpfe Kraft. Das ist gut. Gott hat nach sechs aktiven Tagen den siebten geruht: Er sah, dass das, was er geschaffen hat, gut war.  Und bereits unser  Schauen ist ein Akt der Würdigung. Es gibt bei uns, im deutschen die Regel, wenn du jemanden keines Blickes würdigst, wo die Botschaft ist, die erste oder die fundamentale Würdigung ist, dass ich überhaupt jemanden wahrnehme“, sagt Pater Willi Lambert.

Nach dem Vortrag des Paters feierte der Bischof mit den Ordensleute und Gläubigen in der Kathedrale St. Jakobus die Heilige Messe.

Pater Willi Lambert ist bei dem im Vortrag erwähnten Buch: „Martin Luther und Ignatius von Loyola – Entdeckung einer spirituellen Verwandtschaft“  ein Herausgeber.

Autorinnen: Christiane Brendel und Adelheid Wenzelmann

Das Buch ist im echter-Verlag Würzburg erschienen, ISBN Nr. 978-3-429-04330-8

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