1. November 2008

Aussöhnung ist mir ein Verlangen

    US-Historiker Fritz Stern mit Görlitzer Brückepreis ausgezeichnet   Görlitz. Der US-Historiker Fritz Stern hat am 31. Oktober den internationalen Brückepreis der Europastadt Görlitz/Zgorzelec erhalten.   Er wäre selbst gerne 1990 in DDR gekommen, um hier an einer Universität zu lehren. Dieses Bekenntnis war Teil einer Dankesrede, die der Historiker Fritz Stern am Abend des 31. Oktober im Görlitzer Theater gehalten hat. Zuvor hatte er aus den Händen der Bürgermeister Rafał Gronicz und Michael Wieler den mit 2.500 Euro dotierten Brückepreis erhalten.   Er habe sich als Vermittler für die Aussöhnung zwischen ehemaligen Kriegsgegnern eingesetzt, hob Willy Xylander, Präsident der  Görlitzer Brückepreisgesellschaft in der Begründung für die Preisvergabe hervor.   Die Laudatio sollte ursprünglich der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) halten, der aber kurzfristig verhindert war und dessen Gattin Ingrid Biedenkopf dann die Rede verlies. Außerdem sprach Justizminister Geert Mackenroth (CDU) in Vertretung für den ebenfalls verhinderten sächsischen Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) ein Grußwort.2008-11-01_stern02   Stern kam 1926 als Sohn einer Physikerin und eines Arztes in Breslau zur Welt. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung wurde die Familie 1938 von den Nazis vertrieben und emigrierte in die Vereinigten Staaten.   Trotz seiner negativen Erfahrungen mit Deutschland habe der international anerkannte Historiker nie das Interesse an seiner Heimat verloren, so die Brückepreisgesellschaft. Seine Arbeiten hätten das Deutschlandbild in den USA und in Europa mitgeprägt. Dabei sei er zwar kritisch gewesen, habe aber auch für Vertrauen in die Demokratie geworben.   Stern sagte in seiner Rede im Görlitzer Theater, die deutsch-polnische Aussöhnung sei „ein historischer Imperativ“. Ihm persönlich sei als gebürtigem Breslauer die Aussöhnung ein persönliches Verlangen. Stern zitierte die ebenfalls mit dem Brückepreis ausgezeichnete Marion Grafin Dönhoff. Ihre Äußerung „Der höchste Grad der Liebe ist, zu lieben, ohne zu besitzen“, sei ein Wegweiser für die deutsch-polnische Aussöhnung.   Der Brückepreis wird seit 1993 für das Lebenswerk von Persönlichkeiten verliehen, die sich für die Verständigung in Europa eingesetzt haben.   Zu den geborenen Mitgliedern der Brückepreisgesellschaft gehören auch die Bischöfe der katholischen und evangelischen Kirche, Bischof Konrad Zdarsa und Regionalbischof Wilhelm Pietz. Zu den bisherigen Preisträgern zählen unter anderen die ehemalige „Zeit“-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff, Kardinal Miloslav Vlk, Erzbischof von Prag, der frühere polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski und der estnische Komponist Arvo Pärt. Literaturnobelpreisträger Günter Grass zog 2006 die Annahme der Auszeichnung zurück. Der Grund war die damalige Diskussion über seine Vergangenheit in der Waffen-SS.

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