16. Juni 2015

Neue Orgel in Cottbus ist geweiht und erklingt nun zum Lobe Gottes

Viele Jahre wartete die Cottbuser Gemeinde auf eine neue Orgel, seit der Intonierung im April wartete die Orgel auf ihre Weihe. Am vorigen Samstag war es so weit: Bischof Wolfgang Ipolt weihte das Instrument. Nun kann es zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen erklingen. Einen Bericht von Klaus Schirmer aus Cottbus lesen Sie hier:

In einer beeindruckenden, festlichen Vesper weihte Bischof Wolfgang Ipolt am vorigen Samstag, dem 13. Juni, die neue Orgel der Cottbuser Propsteikirche St. Maria Friedenskönigin. Gespannt warteten die Gläubigen und Ehrengäste in der fast vollbesetzten Kirche auf die ersten Klänge der Königin der Instrumente, die aus der Orgelbauwerkstatt Jehmlich in Dresden stammt. Wie zur Bestätigung des Weihegebetes, wo an den Auftrag Moses erinnert wird: „Posaunen anzufertigen, damit sie zur Feier des Opfers erschallen“, füllte das erste Präludium, facettenreich, von schrillen Flöten bis zur abgründigen Tiefe das gewaltige Volumen des neuen Instrumentes den Kirchenraum. Fasst alle Organisten der Gemeinde spielten in der Vesper zur Begleitung der Männerschola, der Gemeinde bzw. zum Prä- und Postludium. Das erste Präludium besorgte Dr. Daniel Sobotta. Die Schola und Gemeinde begleiteten der hauptamtliche Organist Robert Schmaler, die ehrenamtliche Organistin Jutta Lumpe, der evangelische Kantor Winfried Haschke und das Postludium spielte Bernhard Döring. Boguslaw Malys, Organist der polnischen Cottbusser Gemeinde, verstärkte die Männerschola. Die ausgewählte Literatur war angetan, die unterschiedlichen Klangmöglichkeiten der neuen Orgel vorzustellen.

Die zur Vesper ausgewählten Psalmen 98 und 100 drückten in ihren Versen die Freude am Gesang, am Instrumentenspiel und den Dank an Gott in rechter Form aus.

Bischof Ipolt sah in seiner Predigt eine Orgel als Bild für „das Leben einer Gemeinde und für ihren Auftrag. Was kann sie uns sagen? Um den Pfeifen einen Ton zu entlocken, muss der Organist eine Taste drücken, durch die ein Ventil geöffnet wird – jetzt strömt die Luft durch die Pfeife und es erklingt ein Ton, je nach der Größe und Stimmung der Pfeife. Menschen können auch nur sprechen oder singen, wenn sie vorher Luft geholt haben – ohne den Atem können wir überhaupt nicht leben. Wenn die Heilige Schrift und die Texte unserer Liturgie vom Heiligen Geist sprechen, dann nehmen sie oft das Bild vom Atem, vom Wind, von der Luft. Die Orgel möge uns daran erinnern: Was wir als Christen einander zu sagen haben, das soll im Heiligen Geist, in der Gesinnung und mit dem „Atem“ Gottes, gesagt werden. Das gilt besonders für alle, die in einer Gemeinde im Dienst der Verkündigung stehen – die Priester, Religionslehrer und Katecheten, aber letztlich für jeden, der dem anderen ein Wort der Hilfe und des Trostes sagt. Es kommt nie (und schon gar nicht in der Verkündigung) nur darauf an, dass irgendetwas gesagt oder schön geredet wird – sondern immer, dass der Atem des Heiligen Geistes für einen guten Ton und Klang in einer Gemeinde sorgt. Wir müssen nur das Ventil für ihn öffnen – dann tut er das Seine.“ Die vollständige Predigt steht hier.

In den Fürbitten gedachte die Gemeinde der Organisten, Sänger und Erbauer, die das Werk erst ermöglichten. In den Dankesworten erinnerte Propst Thomas Besch an das alte Sprichwort: „Wer singt betet doppelt“ und auch daran, dass, wenn in bestimmten Situationen menschliche Worte fehlen, Musik weiterhilft. Unter den vielen, denen er Dankesworte widmete, waren sowohl die Einzelspender als auch die Großspender: das Bistum Augsburg, der Sparkassenverband Spree-Neiße und das Land Brandenburg gedacht. Zu deren Ehre wurde im Anschluss an die Vesper in der Eingangshalle eine Erinnerungstafel enthüllt. Ein besonderes „Schmankerl“ war ein Entschuldigungsbrief von Pfarrer Klaus Weyers, den Propst Besch mit in seine Dankesworte einfließen ließ. Weyers‘ erste Kaplanstelle, 1963 Cottbus, inspirierte ihn zu Formulierungen, die große Heiterkeit auslösten: „Wenn schon eine sozialistische Orgel mit all ihren Pfeifen zur Kirche konvertiert, haben wir allen Grund zu Optimismus. Gott hat schon Pfeifen zum Lobsingen und Klingen gebracht, die vorher ganz andere Melodien gepfiffen haben.“ Damit wies er auf die Umsetzung der Orgel aus dem Dresdener Kulturpalast nach Cottbus hin. Das wurde erst konkret, nachdem sich 2009 auf Betreiben von Propst Besch der Orgelverein gegründet hatte. Über viele Initiativen der Mitglieder kam es 2011 zum Kauf der Orgel, die nach 16 Benefizkonzerten, Fördermitteln und den Einzelspenden vollständig bezahlt, nunmehr eingeweiht werden konnte.

Wie sich die Bilder gleichen: Als im Oktober 1934 die heutige Propsteikirche von Adolf Kardinal Bertram geweiht wurde, fehlte aus Kostengründen ebenfalls eine Orgel. 1935 erbrachte ein erster Orgelfonds die stattliche Summe 1118 Reichsmark. Von der Orgelbaufirma Gustav Heinze, Sorau (heute Zary) erwarb die Kirchengemeinde eine gebrauchte Orgel für 6500 Reichsmark. Wie aus der Chronik hervorgeht, erfolgten der Einbau ab Februar 1937 und die Weihe zum Osterfest des selben Jahres.

An die Vesper schloss sich ein zwangloses Beisammensein im Pfarrgarten bei einem guten Schluck, einem Spanferkel oder einer Gulaschsuppe an. Die Offiziellen von Sparkasse und Stadtverwaltung ließen sich von Propst Besch einiges zu Kirche und ihrer Geschichte erklären, während ein Teil der Gemeinde, trotz schlechten Wetters, bei guten Gesprächen froh beisammen blieb.

Ein froh machender Festtag der auf bereicherndes Gotteslob hoffen lässt.

Winfried Haschke, evangelische Kantor und Mitglied des Orgelbauvereins der katholischen Pfarrei, der beim ersten Besuch in Dresden dabei war, zeigt sich begeistert, wie die für den ehemaligen Kulturpalast intonierte Orgel durch die neue Intonation für den Cottbuser Gottesdienstraum abgestimmt ist und ein beeindruckendes Volumen hergibt. In seiner mitunter schnoddrigen Art ist er so begeistert, dass er den Klang aus den Lautsprechern der elektronischen Orgel „Musik aus der Pappe“ nennt, womit der luftgeblasene Ton einer Pfeifenorgel nicht zu vergleichen sei.

Die evangelische Expertin für Cottbuser und vor allem christliche Stadtgeschichte, Dora Liersch, war bei der Weihezeremonie dabei und erzählt: „Als Kind war ich schon zur Christnacht bei Ihnen in der Kirche, als meine evangelische Kirche noch keine „Christnacht“ kannte. Die neue Orgel klingt in der relativ kurzen Kirche sehr direkt und hat nach meinem Empfinden keinen großen Nachhall.“

Joachim Hohlfeld, einer der bei den vielen Umbauarbeiten kräftig mit angepackt hat, resümiert: „Wenn man nun die fertige Orgel sieht und vor allem hört, kann man sagen, dass sich all die Mühe gelohnt hat“.

Text und Fotos: Klaus Schirmer

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