26. Februar 2018

Gedenktafel für Erich Kalis, den letzten deutschen Pfarrer in Bertelsdorf, jetzt Lubań-Uniegoszcz, eingeweiht

„Es sind die vielen kleinen Schritte aufeinander zu, die das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen seit dem Ende des zweiten Weltkriegs verbessert haben und die vor allem heutzutage wichtig sind. Christen haben dabei eine Vorbildfunktion.  Einer dieser Schritte ist ohne Zweifel die Enthüllung der Gedenktafel für den ermordeten Pfarrer Erich Kalis. Besonders freut es mich, dass die Initiative dazu von der katholischen Gemeinde in Lubań -Uniegoszcz (dem früheren Bertelsdorf) ausging“, sagte Generalvikar Dr. Alfred Hoffmann nach der Heiligen Messe, die er dort in Verbindung mit der Enthüllung der Gedenktafel für den letzten deutschen Pfarrer, Erich Kalis, am zweiten Fasten-Sonntag, den 25. Februar 2018 in polnischer Sprache zelebrierte.

Die Idee für diese Gedenktafel stammt von Piotr Dumanowskí. Der 33-jährige Theologe und an Heimatgeschichte Interessierte gehört zu dieser Pfarrei. Vor fünf Jahren schrieb er ein Buch über die Heimatgeschichte von Bertelsdorf-Uniegoszcz, das in diesem Jahr auch in deutscher Sprache erscheinen soll. Menschen fanden damals Heimat in der Kirche, in der Pfarrgemeinde, wie sie heute Heimat darin finden, so der Autor. Mit dem Konzept für dieses Buch wurden die Überlegungen  für eine Gedenktafel für den von sowjetischen Soldaten ermordeten Pfarrer konkreter und sie mündeten in die Einsegnung der Tafel durch den Görlitzer Generalvikar. Als Pilger begegnete er auf dem Jakobsweg, den er als „eine Brücke zwischen den Völkern, eine Brücke für ganz Europa“ sieht, dem Pfarrer in Lubań-Uniegoszcz  Marek Kurzawa. Er hat  die Errichtung der Gedenktafel neben der Kirche „Mariä Geburt“ maßgeblich ermöglicht.

Pfarrer Erich Kalis wurde am 25. Februar 1945 von sowjetischen Soldaten erschossen

Piotr Dumanowskí las vor der Predigt einige Lebensdaten von Erich Kalis: „Er  wurde am 8. Juli 1909 in Oels geboren. Ende der 1920-er Jahre trat er dem Höheren Theologischen Seminar in Breslau bei. Im Jahr 1934 wurde er zum Priester geweiht, am 17. November 1934 zum Vikar der Pfarrei St. Elisabeth in Breslau ernannt. Er blieb dort bis 1938, feierte die Eucharistie und gab den Gläubigen die Sakramente. In den 1930-er Jahren wurde er von den Nationalsozialisten im Rahmen einer Aktion, welche 1939 gegen katholische Priester in Niederschlesien gerichtet war, verfolgt. Er diente in Oberschreiberhau als geistlicher Betreuer der Ordensgemeinschaft der Armen Schulschwestern, die sich mit Ausbildung und Erziehung befassten. Am 5. Mai 1941 folgte seine Versetzung nach Bunzlau. Dort hat Pfarrer Kalis die Funktion des Kreisvikars ausgeübt. Im Jahr 1943 hat er die fast 800 Katholiken zählende Pfarrei Geburt der Jungfrau Maria in Bertelsdorf als Pfarrer übernommen. Anfang Februar 1945, als sich die russische Front Lauban näherte, ging er zusammen mit seiner Mutter und seiner Haushälterin in ein nahegelegenes Altersheim. Nach dem Einbrechen der Sowjets in das Gebäude spendete er zusammen mit Pfarrer Bruno Glasneck den Nonnen und Bewohnern des Hauses seelischen Trost. Dort erschossen ihn am 25. Februar 1945 sowjetische Soldaten. Sein Grab ist auf dem Friedhof an der Kirche der Erhöhung des Kreuzes in Ottendorf, bei Greiffenberg.“

Christi Tod am Kreuz und seine Auferstehung sind Quelle der Gnade, mit der die Kirche unterwegs ist.

In seiner, ebenso auf Polnisch gehaltenen, Predigt sagte Generalvikar Dr. Hoffmann unter anderem: „Im Kreuzestod Christi aus Liebe für die Sünder offenbart sich endgültig die siegreiche Macht der Liebe Gottes. Diese Liebe siegt über Hass und Tod. Christi Tod am Kreuz und seine Auferstehung sind Quelle der Gnade, mit der die Kirche unterwegs ist. Gerade in dunklen Zeiten erinnern wir uns daran, dass Christus für uns das Licht ist und er uns in Freude und Leid, im Leben und im Tod zur Seite steht. Jeder, der mit Christus seinen Lebensweg geht, ist ein Beispiel für den Frieden Gottes. Dazu gehört hier in Bertelsdorf (Uniegoszcz) in besonderer Weise Pfarrer Erich Kalis. Wir haben gerade ein beeindruckendes Zeugnis über sein Leben, seinen priesterlichen Dienst und sein Sterben für die ihm anvertrauten Menschen gehört. Pfarrer Erich Kalis war bis zuletzt für seine Gemeinde da. Er ist bei den alten und kranken Menschen geblieben, die nicht vor den russischen Soldaten fliehen konnten. So ist er auch für sie gestorben. Er war für sie der gute Hirte, der sein Leben für die Seinen gibt. Wie jeder christliche Märtyrer ist er nicht im Hass gestorben – das tun nur die Terroristen, die Selbstmordattentäter in heutiger Zeit. Er ist als treuer Diener Christi gestorben. Wie Christus sein Leben am Kreuz aus Liebe auch zu seinen Feinden hingegeben hat, so hat Pfarrer Erich Kalis sein Leben in christlichem Geist geopfert. Dafür sind wir zutiefst dankbar. Daraus wächst Hoffnung und ein Weg der Versöhnung. Immer wieder reifen auf diesem Wege besondere gute Früchte. Sie sind wie Sterne am Himmel, Leuchtzeichen christlicher Kraft und Liebe.“

Der christliche Glaube ist eine unersetzliche Brücke zwischen den Völkern.

An anderer Stelle bezieht sich der Generalvikar, der auch Ehrenkapitular in Grüssau (Bistum Liegnitz) ist, auf den vielbeachteten Hirtenbrief der polnischen Bischöfe „Wir gewähren Vergebung, und wir bitten um Vergebung.“, den sie kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, im Jahr 1965, an die deutschen Bischöfe schrieben: „Dieser Brief war ein kostbarer Beitrag zur Versöhnung. Er war ein Vorbild für den Prozess des Zusammenwachsens Europas, für die Einheit Europas. Europa braucht besonders heute diese christliche Kraft, die Menschen und Völker miteinander verbindet. Der christliche Glaube ist eine unersetzliche Brücke zwischen den Völkern. Er kennt keine Grenzen, sondern er überwindet Grenzen. Christlicher Glaube ist nicht begrenzt auf geographische Orte, nicht begrenzt auf Nationen oder Völker. Wir sprechen zwar verschiedene Sprachen als Muttersprache. Doch für die Christen aller Völker gibt es die eine Muttersprache des Glaubens, die Muttersprache der Liebe Gottes, die Muttersprache der Hoffnung, die wir auf Gott richten. Derselbe christliche Glaube wird in allen Völkern und Sprachen dieser Welt gemeinsam bekannt. Deshalb sind wir in jeder katholischen Kirche zu Hause. Wir sind nicht Fremde, sondern Freunde Gottes sowie Schwestern und Brüder. Hier in dieser Kirche bin ich deshalb mit Ihnen allen zu Hause. In unserer Kathedrale St. Jakobus in Görlitz sind Sie alle ebenso zu Hause. Die Kirche ist unsere Heimat. Die Kirche ist ein Ort des Segens für alle Menschen.“

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