15. Juli 2015

Görlitzer Straßentheaterfestival mit Kunstprojekt zum Konzilsjubiläum

Das Bistum Görlitz beteiligte sich in diesem Jahr erstmals direkt am weit über Görlitz hinaus bekannten ViaThea – dem Straßentheaterfestival. Vom 2. bis 4. Juli fand es zum 21. Mal unter der Verantwortung des Gerhart-Hauptmann-Theaters im Stadtpark wie auf den Straßen und Plätzen der Stadt statt. Drei Theatergruppen reisten dazu nach Görlitz, zwei aus Kuba und eine aus Malawi. Ausgangspunkt dafür ist das bundesweite „Kunstprojekt zum Konzilsjubiläum 2015“, das von der Deutschen Bischofskonferenz angeregt die Erinnerung an dessen 50-jähriges Jubiläum zum Anlass nimmt, an insgesamt elf Standorten je eigenständige Projekte durchzuführen.

Ausführliche Informationen auf der Projektseite Freude und Hoffnung und unter der Deutschen  Bischofskonferenz: Kunstprojekt – Europastadt Görlitz-Zgorzelec.

Unter dem Motto „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst“, den einleitenden Worten der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), beteiligen sich vom Bodensee bis an die Nordsee, von Trier über Berlin bis nach Görlitz zahlreiche bildende Künstler, Filmemacher, Musiker, Schriftsteller und schließlich auch Schauspieler an diesem Projekt. Die grundlegende Idee der Väter des Konzils war, dass die Kirche sich den Menschen zuwendet. Insbesondere in der Pastoralkonstitution kommt dies zum Ausdruck. Darin heißt es unter anderem: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen Widerhall fände.“ (Artikel 1)

Künstler wurden angefragt, sich mit den grundlegenden Fragen von heute auseinanderzusetzen. In Görlitz wie zuvor schon in Konstanz, wo über das dortige Theater die Verbindung zu einer afrikanischen sowie zwei kubanischen Straßentheatergruppen aufgebaut und deren Einladung ausgesprochen wurde, sollte dies die Frage nach dem Nächsten sein. Wer ist das, wer sind die Menschen an den Rändern unserer Gesellschaft, auf die wir verstärkt, wie es Papst Franziskus ausdrückt, zugehen sollen?

Mit Nanzikambe Arts aus Malawi, Estudio Teatral Vivarta und Teatro de la Luna (beide aus Kuba) begaben sich insgesamt 18 Schauspieler auf den Weg nach Europa. Ihre vier Stücke zeigten farbenfroh und ausdrucksstark welche Fragen die Menschen heute bewegen. „Indra’s Traum“ von Estudio Teatral Vivarta zeigte die Geschichte der Metamorphose eines Menschen, der aus einem Ei geboren, sich von allem Misslichen befreien, letztlich Fliegen will. Das Teatro de la Luna nahm eine Kindergeschichte zum Ausgangspunkt und stellte zentrale Themen wie Konsum und Armut in den Mittelpunkt von „Ich möchte ein Springbreaker sein“; besondere Aktualität gewann diese Aufführung, da sie u.a. auch das kubanisch-amerikanische Verhältnis thematisierte. Die Produktionen von Nanzikambe Arts, einer freien Theatergruppe aus Malawi, nahmen zum einen Samuel Becketts „Warten auf Godot“ zum anderen „Animal Farm“ von George Orwell als Vorlage, die sie je eigens auf Hoffnung und Angst („Waiting“) sowie die 50-jährige Geschichte Malawis mit ihrer sozio-ökonomischen wie politischen Entwicklung („Chivungweru“) und damit auf die grundlegende menschliche Frage nach der besten und sinnvollsten Form des Lebens bzw. in Malawi zuvor des Überlebens ausweiteten.

Malawi ist eines der ärmsten Länder der Erde; dort sind Theatergruppen, ähnlich wie in Kuba, staatlich gelitten, werden aber keineswegs unterstützt. Vielmehr müssen sie sich für jede Produktion neu überlegen, wo sie überhaupt aufzuführen, wie sie zu finanzieren ist. Auch in Kuba ist das Leben eines Schauspielers nicht einfach; so sind die Künstler derzeit noch immer eher weniger frei in der Auswahl ihrer Stücke bzw. Inhalte. Für alle drei Gruppen waren die Möglichkeiten der Auftritte in Deutschland eine große Chance.

In Görlitz haben viele der Tausende von Besuchern des ViaThea-Straßentheaterfestivals die Aufführungen gesehen, ja größtenteils bewusst aufgesucht, so Bischof Wolfgang Ipolt und Generalvikar Dr. Alfred Hoffmann. Rückblickend sagt der Generalvikar: „Das Thema als ein wichtiges Anliegen in das ViaThea einzubringen, war eine gute Sache. Mit den Künstlern, die aus zwei Kontinenten, aus Kuba und Malawi, nach Europa kamen – und ihren Stücken, so der ,Farm der Tiere‘ wurde Weltkirche in Görlitz sichtbar. Kirche wurde bei diesem Festival wahrgenommen“.

Neben der Neuheit, dass Gruppen aus anderen Kontinenten in Görlitz zu sehen waren, fanden insbesondere die typisch farbenfrohen Auftritte der kubanischen Gruppen, aber auch die teils eher nachdenklich stimmenden Vorführungen der Malawis große Beachtung.

Dankbar sind wir unseren Unterstützern und Förderern. Hier ist zum einen ausdrücklich die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, zu nennen, ohne deren erheblichen Zuschuss dieses Projekt nicht durchzuführen gewesen wäre; sodann sei auch den Verantwortlichen des hiesigen Gerhart-Hauptmann-Theaters herzlich für die gute Zusammenarbeit und alle Hilfestellungen gedankt. Last but not least geht ein herzliches Dankeschön nach Konstanz. So hat der dortige Theaterdirektor Prof. Dr. Christoph Nix nicht nur die Verbindung zu den Gruppen hergestellt; er und sein Team haben diese von Anfang an unterstützt, ihnen bei der Ausarbeitung der Stücke zur Seite gestanden und schließlich die Gruppen auf ihrem Weg nach Görlitz begleitet.

Das Engagement des Bistums Görlitz für die afrikanische wie die beiden mittelamerikanischen Gruppen hat sich schon deshalb gelohnt, weil über deren im doppelten Wortsinn bunte Auftritte hinaus die zentralen Fragen der Menschen angesprochen werden: Wer bist Du? Woher kommst Du? Wohin gehst Du? Das vom Zweiten Vatikanischen Konzil angeregte Sich-den-Menschen-Zuwenden, macht – hier unter Mithilfe der Schauspieler – den kirchlichen Gründungsauftrag, eine hörende Kirche und eine solidarische Gefährtin der Menschen zu sein, mehr als deutlich. Viele der zahlreichen Besucher haben das gespürt. Die vom Gesamtprojekt der Deutschen Bischofskonferenz angezielte je eigene Prägung der zentral geplanten, jedoch regional durchgeführten Veranstaltungen, fand in Görlitz eine besonders sprechende Ausprägung.

Fotos/Copyright: Deutsche Bischofskonferenz/Landau und Dr. Walter Zahner

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